Warum gibt es noch Gläubige?

Religiositätsverteilung laut Michael Blume (seine Grafik)
Religiositätsverteilung laut Michael Blume (Skeptiker, Pragmatiker und Glaubende)

In einer aktuellen wissenschaftlichen Arbeit (aus seiner Sicht) widmet sich Religionsforscher Michael Blume der Frage: „Warum gibt es noch Atheisten?“, weil wir seiner ursprünglichen These zufolge schon ausgestorben sein müssten, da Gläubige mehr Kinder bekommen. Zunächst möchte ich darauf eingehen, was mir an der Arbeit gefallen hat: Es ist ein Zitat von mir drin. Das freut mich (allerdings bin ich kein „Funktionär“). Und nun zum ganzen Rest:

Soziobiologen, Philosophen, Psychologen und Religionswissenschaftler versuchen herauszufinden, woher die Religion kommt und warum sie existiert. Es gibt unterschiedliche Ansichten zu dieser Frage. Entweder Religiosität, definiert als Verhalten gegenüber übernatürlichen Akteuren, steckt direkt in unseren Genen, oder Religiosität ist ein sogenanntes „Nebenprodukt“, das entstehen kann, wenn mehrere Veranlagungen unter bestimmten Umweltbedingungen auf eine bestimmte Weise interagieren. Michael Blume und andere religionsfreundliche Forscher wie der Biologe David Sloan Wilson vertreten eher die erste Option (Religiosität als Adaption, also Veranlagung) und die „Neuen Atheisten“ wie Richard Dawkins, Sam Harris und ich vertreten tendenziell die zweite Option. Unabhängig von den Vorurteilen, die beide Parteien haben mögen, kann letztlich nur eine von ihnen objektiv recht haben.

Auf jeden Fall ist es erfreulich, dass Michael Blume einige der empirischen und philosophischen Einwände der Nebenprodukt-Theoretiker anerkannt und seine Theorie entsprechend modifiziert hat. Sie funktioniert immer noch nicht, weil die adaptionistischen Argumente auf einer falschen Prämisse aufbauen (Religiosität liege in den Genen), aber immerhin. Hier nun meine Argumentation gegen Blumes neueste Arbeit:

Aus unseren unterschiedlichen Prämissen (grundlegende Annahmen) folgen unterschiedliche Interpretationen der Daten. Michael Blume interpretiert praktisch alle Daten aus verschiedenen Fachgebieten aus evolutionsbiologischer Perspektive, während wir sie aus der Perspektive des jeweiligen Fachgebietes betrachten und daraus ableiten, unter welchen Bedingungen Religiosität vorkommt und warum. Bei mir persönlich kommt die weitere Frage hinzu, wie wir sie am effektivsten wieder loswerden.

Zwillingsstudien

Zunächst einmal zu den Zwillingsstudien, die angeblich unsere religiöse Veranlagung belegen (S. 67). Es ist korrekt, dass Studien an eineiigen (genetisch identischen) Zwillingen existieren, die tendenziell die selbe Religion haben. Zunächst erscheint das schon äußerst merkwürdig. Man muss aber einbeziehen, dass die Zwillinge in der Regel unter identischen oder vergleichbaren sozioökonomischen und kulturellen Bedingungen leben, die neben bestimmten Veranlagungen (was wir ja nicht leugnen) dazu führen, dass die Bedingungen geschaffen werden, welche die Wahrscheinlichkeit für Religiosität erhöhen und sogar die Wahrscheinlichkeit für eine mehr oder minder identische Religion der Zwillinge.

Das bedeutet aber nicht, dass die Religiosität direkt in unseren Genen stecken müsste. Ein offensichtlicher Grund, warum man diese Schlussfolgerung nicht aus den Zwillingsstudien ziehen kann, lautet: Konkrete Religionen (wie der Katholizismus) sind kulturelle Ausgestaltungen, die unter dem Zusammenspiel bestimmter genetischer und bestimmter Umwelt-Bedingungen entstehen. Es gibt kein Gen für Katholizismus. Würde es das geben, bedeutete dies, dass selbst ein Mensch, der in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, die noch niemals etwas vom Katholizismus gehört hat, trotzdem aufgrund seiner Veranlagung katholisch würde. Und das ist, mit Verlaub, grober Unsinn.

Theistische Intuitionen

Auf S. 68 spricht Michael Blume die theistischen Intuitionen an, die Kinder angeblich von Natur aus hätten. Ich denke, das ist falsch und Kinder haben von Natur aus keine theistischen Intuitionen. Es gibt Studien, die solche Intuitionen aufzeigen, aber diese Studien wurden mangelhaft durchgeführt oder falsch interpretiert.

Auf dieses Thema bin ich in einem früheren Beitrag schon eingegangen, ein Auszug:

Die Forscher behaupten, dass Kleinkinder glauben würden, jemand habe die Welt und alles darin „designed“. Die Kinder wurden in den Studien gefragt, warum zum Beispiel ein Stein spitz ist. Auf die Frage „warum“ muss eine Antwort mit „weil“ folgen. Warum fragen die Forscher nicht: „Was sind die Ursachen dafür, dass der Stein spitz ist?“ oder „Was ist passiert, dass der Stein so spitz geworden ist?“ Weil sie eine bestimmte Antwort hören wollen: Gott.

Selbst wenn Kinder die Intuition haben sollten, überall Agenten am Werk zu sehen, also zum Beispiel einen Mann, der den Regen macht, oder einen Schatten, der selbst eine Person ist, dann würde das immernoch nicht bedeuten, dass Religiosität in der menschlichen Natur liegt, sondern dass eine Tendenz, überall personelle Urheberschaft zu sehen, in der menschlichen Natur liegt. Das ist nicht dasselbe. Zudem sollte man den natürlichen intellektuellen Reifungsprozess nicht vergessen, der uns von solchen falschen Annahmen spätestens in der Pupertät befreit.

Ist die religiöse Adaption noch im Entstehen?

So merkwürdig es klingen mag, aber der entscheidende Faktor, der Herr Blume an seiner bisherigen Theorie (Religiosität liege bei allen Menschen gleichermaßen in den Genen) zweifeln ließ, ist meine Existenz (vgl. S.  68-69) und die Existenz anderer atheistischer Religionsgegner. Wir machen einfach nicht wirklich den Eindruck, religiös zu sein, beim besten Willen nicht. Dass etwas bei uns nicht so ist wie bei anderen (religiösen) Menschen, folge auch aus empirischen Belegen, die aufzeigen, dass säkulare Ideologien nicht den Reproduktionsvorteil der Religionen mit sich bringen, dass Kommunisten und co. also weniger Kinder haben als Gläubige. Irgendwann wird Herr Blume vielleicht noch einsehen, dass es auch Atheisten gibt, die säkulare Ideologien ebenso ablehnen wie Religionen.

Auf S. 70 erkennt Herr Blume endlich an, dass wir nicht das tun können, was er bislang getan hat, nämlich Beobachtungen über moderne Religionen auf unsere Vorfahren aus der Steinzeit und früher anzuwenden. Ganz kurz bemerkt er, dass der Reproduktionserfolg der Hutterer nicht auf ihre besonderen religiösen Gene zurückzuführen sei, sondern auf kulturelle Faktoren. Leider vergisst er diese wichtige Beobachtung gleich wieder.

Seine Lösung lautet stattdessen: Balancierte Selektion. Die meisten Menschen seien ein bisschen religiös, mit wenigen Menschen an den Extremen des religiösen oder atheistischen Fanatismus (ich gehöre in Blumes Modell letzterem an). Im Prinzip stimmt das für bestimmte Gesellschaften wie die in Westdeutschland natürlich, hat aber nichts mit Biologie und Evolution zu tun. In Ostdeutschland haben die allermeisten Menschen mit Religion überhaupt nichts am Hut, und sind auch nicht moderat religiös, während die Menschen in der islamischen Welt überwiegend Fundamentalisten sind. Blumes Modell sagt also nichts über die menschliche Natur aus, sondern beschreibt lediglich bestimmte Gesellschaften.

Auf S. 71 sagt Blume, die Religiosität habe sich wahrscheinlich aus anderen Adaptionen heraus entwickelt. Hoffentlich geht er bald den nächsten logischen Schritt seiner eigenen Argumentation und stellt mit uns fest, dass die Religiosität ein mögliches Nebenprodukt anderer Adaptionen, selbst aber nicht adaptiv und auch nicht auf dem Weg zur Adaptivität ist.

Der Rest seiner Argumentation beruht auf der balancierten Selektion, laut der moderate Religiosität sich in den meisten Umweltbedingungen auszahlt, jedoch „Abweichler“ unter seltenen Umweltbedingungen einen Vorteil haben können.

Haben Atheisten keine Frauen?

Laut Blumes weiteren Ausführungen sind Atheisten wie ich bedroht von besonders erfolgreichen und bei Frauen begehrten religiösen Männern. Wir können mit diesen tollen Hechten nicht konkurrieren, sind darum ganz frustriert, und werden zu Atheisten, die sich aus Eifersucht über die Religion der gläubigen Supermänner lustig machen. Er zieht aus der Tatsache, dass die meisten engagierten Atheisten männlich sind, die falsche Schlussfolgerung, dass sie darum keine Frauen hätten. Ihm ist nämlich aufgefallen, dass ein paar atheistische Blogger wie ich keine Frau haben und diese Erkenntnis hat er „extrapoliert“ auf alle männlichen Atheisten. Was für ein unglaublicher Quatsch.

Mir ist sogar das Gegenteil aufgefallen, nämlich dass gerade aktive Atheisten wie Michael Schmidt-Salomon sogar mehrere Frauen und sehr viele Kinder haben. Meines Wissens sind alle Neuen Atheisten außer mir verheiratet: Richard Dawkins, Sam Harris, Christopher Hitchens, P.Z. Myers, Victor Stenger, Bernd Vowinkel und weitere. Besonders kinderarm sind sie auch nicht. Zwar habe ich auf dem Partnerfindungsgebiet exorbitant viel Pech (zudem wende ich kaum Zeit und Energie darauf auf), aber mit meinem Atheismus hängt das nicht zusammen. Der ist, im Gegenteil, bei Frauen sehr beliebt, wie eine neue Studie zeigt (und das entspricht auch meiner Erfahrung). Atheismus ist sexy! Religiosität dagegen ist ein echter Abturner.

Die Masse passt sich an

Blumes folgende Argumentation ist dermaßen zynisch, wie ich es selbst nicht zynischer hätte ausdrücken können. Er sagt, dass die meisten Menschen ihre persönlichen Vor- und Nachteile abwägen, die Religiosität in ihrer jeweiligen Gesellschaft mit sich bringt, und auf dieser Grundlage entscheiden, wie sehr sie ihre natürliche Religiosität ausleben. Das stimmt bis zu einem gewissen Grad, nur mit dem Unterschied, dass wir nicht von Natur aus religiös sind (auch Nichtreligiöse müssen unter Umständen, etwa im Iran, so tun, als wären sie religiös). Außerdem erfolgt diese Abwägung nicht unbedingt bewusst, da Religiösität meiner Auffassung nach ein Bewältigungsmechanismus ist, der unter bestimmten Umweltbedingungen, begünstigt durch bestimmte persönliche Veranlagungen, mit hoher Wahrscheinlichkeit auftritt.

Wenn aber Religiosität in unserer Gesellschaft (und so ist es ja) viele Vorteile mit sich bringt, warum sind Antitheisten wie ich dann konfrontativ gegen Religion? Wie die Punk-Band „The Offspring“ schon in einem ihrer Lieder feststellte: „I’m not a trendy asshole“. Aus Blume-Sicht bin ich dagegen wohl einfach zu doof, um in die Kirche einzutreten und all die Vorteile zu genießen, die eine Existenz als überbezahlter Bischof mit sich bringen würde. Sobald ich nicht mehr an die Bedeutung dessen, was eigentlich wahr ist, und an die Verbesserungsfähigkeit des Menschen glaube, werde ich das wohl auch tun.

Interessanterweise gehen Religionswissenschaftler in ihren Modellen davon aus, dass Menschen kein Gehirn haben und sich gar nicht für die empirische Wahrheit ihrer Religionen interessieren. Das funktioniert erstaunlich gut.

Fazit

Michael Blume erkennt einige der Gegenargumente an, die wir gegen seine adaptionistische Theorie vorgebracht haben. Doch auch sein neuestes Modell ist nicht in der Lage, die Probleme zu lösen, die sich aus der grundlegend falschen Prämisse seiner Theorie (Religiosität liege in den Genen) ergeben. Wie ist Religion also tatsächlich enstanden und warum existiert sie? Auf diese Frage biete ich in einer ausführlichen Artikelreihe eine bislang absolut hinreichende Antwort an, an der sich nichts Grundlegendes verändert hat.

Andreas Müller

23 Kommentare zu „Warum gibt es noch Gläubige?

  1. Eine sehr schöne und durchweg plausibel argumentierte Kritik!

    Ist dieser Blume-Artikel eientlich in einer Fachzeitschrift erschienen oder wo sonst?

  2. Lieber Herr Müller,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Besprechung.

    Lassen Sie mich nur auf einen Punkt eingehen, der für Sie interessant sein könnte.

    Sie trennen immer noch (zu) scharf zwischen biologischen und kulturellen Phänomenen. Dieser Dualismus ist aber schon lange nicht mehr Stand der Wissenschaft.

    So sind wir uns wahrscheinlich sofort einig, dass es sich beim von Ihnen zitierten Lied einer Punk-Band oder einer Sprache (z.B. Französisch) um kulturelle Artefakte handelt, die nicht genetisch weitergegeben werden. Allerdings dürfe es ebenso unstrittig sein, dass die Fähigkeiten, Lieder zu verstehen und selbst hervorzubringen ebenso wie die Fähigkeit, bestimmte Sprachen zu erlernen und zu benutzen, selbstverständlich (teilweise) genetisch veranlagt sind. (Übrigens gibt es – für Sie als Literaturwissenschaftler vielleicht interessant – längst auch eine Evolutionsforschung zu Ausprägungen von Erzählungen & Literatur!)

    Für Religiosität und Religionen gilt schlichtweg das Gleiche. Sie sind kulturelle Phänomene auf der Basis biologischer Anlagen. Und wie Musiken oder Sprachen haben sie sich als adaptiv erwiesen – und tun dies weiterhin. Auch erklärt nichtreligiöse Biologen wie David Sloan Wilson, Eckart Voland usw. erkennen das längst an. Und auch schon Darwin selbst widmete dem Thema eigene Kapitel in seiner „Abstammung des Menschen“. Es ist doch auch völlig unlogisch, einerseits zu behaupten, „alles“ am Menschen sei evolutionär entstanden – dann aber die Religiosität und Religionen auszuklammern. Von was genau soll denn Religiosität das Nebenprodukt sein? Und wo sind die säkularen Gemeinschaften, die es reproduktiv mit Religionsgemeinschaften aufnehmen können?

    PS: Zu Ihrem „Argument“, Sie seien wohl „zu dumm“ für Religiosität. Nein, das sehe ich nicht so. Zum einen zeigen ja auch Sie eine starke missionarische Ader ;-), aber vor allem sind m.E. Veranlagungsunterschiede völlig normal. Wenn wir uns z.B. einig sind, dass doch Musikalität adaptiv evolviert ist – so bin ich doch sehr unmusikalisch. Macht mich das „dumm“? Zum „Mutanten“? Selbstverständlich nicht. In je unterschiedlichem Maße sind wir alle musikalisch, religiös, sprachbegabt, intelligent, fremdenfeindlich usw. veranlagt. Und die Evolution geht weiter! 🙂

    Beste Grüße!

    1. Hmmm, das Lied einer Punk Band ein „kulturelles Artefakt“ zu nennen hat dann doch einen leicht ironischen Anflug meinerseits zurfolge.

      Und zum Thema an sich, ich bestreite ganz einfach dass Religiösität in den Genen liegt, bin aber der Meinung, dass bestimmte Adaptionen eine Neigung zurselben zur Folge haben. Will heißen, Religion ist eine Folge aus kulturellen Ergebenheiten und genetisch bedingten Adaptionen die es erleichtern an Übernatürliches zu glauben.

  3. Es ist ja noch nicht entschieden, wer sich am Ende mehr vermehrt hat, Michael Blume oder Andreas Müller. Evolutionsbiologisch könnte das vielleicht interessant sein, aber wir leben ja nicht nur in einer rein natürlichen Welt. Es stellt sich ja auch die Frage, was denn so toll ist am Vermehren wie die Karnickel. Es ist ja ncht so, dass es zu wenig Menschen auf diesem Planeten gäbe, oder? Unsere Politik gibt darauf die Antwort: Da es in D immernoch nicht möglich ist, Familie und Beruf unter einem Hut zu bringen, hat sich unsere Gesellschaft schon entschieden. Sie will gar nicht mehr Kinder, egal ob von Theisten oder Atheisten.

    1. „Es stellt sich ja auch die Frage, was denn so toll ist am Vermehren wie die Karnickel. “
      –> Das ist sowieso eine Frage, die ich mir hier stelle. Gehen die Anhänger der Adaptionsthese eigentlich von der simplen Ansicht aus „mehr Kinder = besser“? Oder werden noch andere Faktoren berücksichtigt, wie mehr Kinder ins fortpflanzungsfähige Alter bringen, die sich wiederum mehr fortpflanzen?

      Und inwiefern ist die reine Kinderzahl wirklich aussagekräftig für den langfristigen Erfolg? Was sagt also die Quantität über die Qualität des Nachwuchs aus? Könnte es je nach weiteren Umweltbedinungen, die z.B. mit einer fortschrittlichen Kultur/Technik/Wissenschaft wie der unseren vorhanden sind, nicht von Vorteil sein, die eigenen Elternressourcen eher auf Qualität statt auf Quantität zu setzen? D.h, dass ein qualitativ hochwertigerer (im Sinne von besser genährt, besser ausgebildet, besser medizinisch versorgt, ein Verfügen über mehr Güter, etc.) Nachwuchs bei den aktuellen Umweltbedingungen (zunehmender Platz- und Ressourcenmangel, Wissenvorsprung ist im Verteilungskampf darum hilfreicher als reine Körperkraft, etc.) langfristig erfolgreicher ist?

      Oder kurz auf den Punkt gebracht: Könnte eine Strategie, die sich eher an Elefanten orientiert, für uns Menschen nicht erfolgreicher sein, als eine Strategie, die es den Ratten gleich macht?

  4. Ist dieser Blume-Artikel eientlich in einer Fachzeitschrift erschienen oder wo sonst?

    Der Artikel ist erschienen in den „Giessener Hochschulgesprächen und Hochschulpredigten“ der Evangelischen Studierenden-Gemeinde Gießen.

    Er stellt auch ansonsten eher keine ‚wissenschaftliche Arbeit‘ da (Review, Modellierung, Formulierung oder gar noch Überprüfung von prüfbaren Hypothesen), sondern irgendwas im weiten Bereich zwischen Essay, Spekulation und Metaphorik.

  5. Mal so als Frage, um dieses Thema grundsätzlich zu verstehen:

    Lohnt es sich die Schriften von Blume&Co etwas ausführlicher zu lesen? Haben die irgendeine haltbare Substanz? Oder steht hinter diesen nur ein Versuch von Theologen und „art“verwandten … ihre Ideologie (sprich Christentum) naturwissenschaftlich zu beschönigen und weniger informierte Zeitgenossen damit zu verarschen?

    Ich frage deshalb, weil Zeit knapp ist und ich meine ungern für Schwachsinn verwenden will.

    1. Es lohnt, sich mit der Auseinandersetzung um den Ursprung der Religiosität zu befassen. Möglicherweise trifft man dabei auch mal auf eine Studie von Michael Blume.

  6. Religiös zu sein bietet einen evolutionären Vorteil,

    Therefore, God exists… 😀 ^^

  7. Sehr guter Artikel!
    Dr. Blume saß doch mal mit Michael Schmidt-Salomon in einer Sendung.
    Das war der mit der Neurotheologie (was ein Wort).

    Also ich bin nicht mit einer theistischen Intuition gesegnet.
    Ich habe als Kind ein paar Mal gebetet, um mal die Existenz Gottes zu testen.
    Ist aber nichts eingetreten, also hab ich es sein lassen.
    Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu rational.

    Wie kommt Herr Blume auf eine gaußsche Normalverteilung (Glockenkurve) von Religiosität?
    Ist ja offensichtlich kulturell geprägt und somit unterschiedlich.

    Dr. Blume hat so seine eigenen Theorien, die er auf biegen und brechen „beweisen“ möchte.
    Solange andere Arbeiten ihn nicht bestätigen, soll er doch machen.

    Andreas, bist du eigentlich Wissenschaftler oder interessierst du dich nur einfach dafür?
    Offensichtlich hast du mehr Ahnung von aktuellen Studien als Dr. Blume, um es durch die Blume zu sagen.

    1. Ich bin Literaturstudent und Journalist, fertige also keine eigenen Studien zur Religiosität an, sondern fasse Ergebnisse von anderen zusammen. Allerdings meine ich das auf eine sinnvolle Weise zu tun.

      1. Keine Frage.
        Was mich aber mal interessieren würde. Warum nimmt in Deutschland die Konfessionslosigkeit über die letzten Jahre laut Studien stetig zu, obwohl Gläubige angeblich mehr Kinder gebären.

  8. Weltbürger,
    die Frage ging zwar nicht an mich, aber trotzdem: Man ist ja nicht zwingend von Geburt an konfessionslos.
    Viele unschuldige Kinder werden nach ihrer Geburt Zwangsmitglied in einer Religionsgemeinschaft, nutzen dann aber später im Leben die Möglichkeit des Austrittes, um ihren Nichtglauben der Welt und dem Finanzamt kundzutun.

    Hierdurch wächst die Zahl der Konfessionslosen – also nicht nur auf dem biologischen Weg, sondern auf dem Wege der Vernunft, der ja auch kein schlechter ist.

    1. So hatte ich mir das auch gedacht. Einige Kinder von Gläubigen werden später konfessionslos.

  9. Religion ist das >outsourcensapere aude< ist in diesem Falle die größtmögliche Religionskritik.

    Da die Religionen jedoch gezeigt haben, dass sie nicht als moralisches Leitbild taugen, gibt und wird es immer skeptische Atheisten geben, auch weil religiöse Menschen Kinder gebären können, die selbstständig denken wollen. Dieser Individualismus ist, denke ich, ebenfalls in uns angelegt und ist ebenso ein evolutionärer Vorteil, der zum Beispiel im Besetzen biologischer (oder heute: soziologischer) Nischen resultieren kann.

  10. Ich kann Ihnen bestätigen, dass (Klein-)Kinder mitnichten alle religiös sind, nicht einmal ansatzweise. Unsere Buben sind pragmatisch und suchen ihre Erklärungen nach Grundsätzen der Plausibilität und weniger nach Anekdotischem aus.

    In unsrer Familie wurde Gott ganz einfach nie erwähnt, nicht im positiven und nicht im negativen Sinne. Es stimmt eben schon, dass Gott stirbt, sobald keiner mehr von ihm spricht.

  11. Zwischen der Nichtexistenz „Gott“ und der Existenz „Religion“ gibt es einen großen Unterschied. Für eine eigene Religion braucht man z.B. keinen imaginären „Gott“. Ich bin ein religiöser Atheist. Ich achte die Menschen, die Natur. Aber ich verachte das Christentum. Das ist RELIGION !

    1. Also gut, ich habe diesen Beitrag mehrfach gelesen und leider nicht mal den ersten Satz verstanden.
      Also, welcher „große Unterschied“, bitte nur den ersten Satz.

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