Die österreichische Buskampagne ist angelaufen. Wie das britische Vorbild richtet sie sich gegen die religöse Indoktrination von Kindern. Leider werden bald keine Kinder mehr da sein, die sich an der Freiheit von religiöser Bevormundung erfreuen können.
Atheisten bekommen nicht genügend Kinder, damit es für die bloße Selbsterhaltung ausreichen würde. Wenn die Kampagne erfolgreich ist, gibt es vielleicht irgendwann keine Kinder mehr, die noch etwas selbst entscheiden könnten. Erzieht man sie dagegen religiös, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst wieder Kinder in die Welt setzen. Die sind dann ebenfalls zunächst religiös verblendet, wobei sich einige von den Traditionen lösen werden – und weniger Kinder bekommen.
Aus rein egoistischen Motiven, wenn es nur um das persönliche Glück geht, ist es eine schlechte Idee, Kinder in die Welt zu setzen. Leider entstehen gesellschaftliche und irgendwann auch individuelle Nachteile durch die Kinderlosigkeit.
Eine moderne Gesellschaft kann nur funktionieren durch genügend Menschen, die an ihrer Erhaltung arbeiten. Wenn niemand mehr da ist, um die spezifischen Aufgaben auszuführen, welche die spezialisierte Arbeitsteilung erfordert, dann entwickelt sich die Gesellschaft zurück und irgendwann steht nur noch ein Dorf in Deutschland. Dann gibt es keine vergleichbare moderne Technologie mehr, die genügend Fachkräfte erfordert.
Obendrein haben nicht nur Gläubige mehr Kinder als Atheisten, sondern dumme Leute haben mehr Kinder als intelligente. Und Fundamentalisten, die in isolierten Gemeinschaften leben, haben mehr Kinder als durchschnittliche Gläubige. Das zu befürchtende Endprodukt ist demnach ein zivilisatorisch degeneriertes Deutschland, das aus dummen, religiösen Fanatikern besteht. Vielleicht wie das christliche Mittelalter.
No Future
Es gibt ein weiteres Problem, nämlich verhält es sich so, dass Kinder die eigene Generation mit der Zukunft verbinden. Wer keine Kinder hat, der hat auch kein Interesse daran, dass seine Gesellschaft in Zukunft noch funktioniert. Seine Interessen enden mit seinem eigenen Leben. So erkläre ich mir die Demonstrationen gegen den Transrapid, gegen Stuttgart 21 und gegen andere Projekte, welche zwar dieser Generation Geld kosten, aber welche eine sinnvolle Zukunftsinvestition darstellen.
Die Leute wollen keine Zukunft, weil sie nach ihrem Tod keine Zukunft haben. Mit ihnen selbst sterben auch die eigenen Interessen. Es gibt immer weniger Kinder, die Investionen in die Zukunft rechtfertigen würden.
Der Atheismus, besser gesagt die am weitesten verbreitete Version der unreflektierten religiösen Indifferenz, hilft leider überhaupt nicht weiter.
Ingo Bading hat vorgeschlagen, dass vielleicht der Pantheismus als Religion der Zukunft genügend Kinder zur Selbsterhaltung hervorbringen könnte. Wir wissen das nicht so wirklich, da es kaum pantheistische Gemeinschaften gibt. Aber irgendetwas müssen wir tun und es muss grundlegender sein als alle bisherigen Vorschläge.
Die Frage ist, worin genau der Grund besteht für die überproportionale Anzahl von Kindern, die Gläubige bekommen. Ich vermute eine Kombination aus sozialen Faktoren – Gemeinden als Kinderhort – und einen Einfluss der Glaubenslehre: Du erfüllst einen höheren Zweck, wenn du fruchtbar bist und dich vermehrst.
In der Tat ist es auch so, dass Atheisten einen höheren Zweck mit ihrer Vermehrung erfüllen würden. Reflektierter Atheismus ist eine Elitenangelegenheit, also würden sich die Intelligentesten fortpflanzen und ein paar davon kann die Gesellschaft gut gebrauchen. Zudem müssen wir einfach genügend Kinder in die Welt setzen, damit die moderne Gesellschaft am Laufen gehalten werden kann.
Vielleicht sollte man eine Art von spiritueller Heilslehre für Atheisten entwickeln, die sie davon überzeugt, dass sie einem höheren Zweck dienen, wenn sie Kinder in die Welt setzen.
Denn wenn wir gar nichts tun, wäre es gut möglich, dass wir aussterben oder zu einer kleinen Minderheit werden. Das ist tatsächlich der demografische Trend. Den reinen Ideenkrieg würden wir den meisten Modellen zufolge verlieren, weil die religiöse Indoktrination von Kindern effektiver funktioniert als atheistische Gegenargumente.
Der Klassizist Bruce Thornton glaubt, dass Europa ausstirbt, weil es den christlichen Glauben verloren hat. Amerika lebt weiter, weil es ihn erhalten hat. Aus rein demografischen Gründen stimmt das vielleicht sogar. Jedenfalls würde das moderne Europa aussterben. Am Ende müssen wir unsere egoistischen Hintern hochbekommen und Kinder großziehen, wenn wir nicht wollen, dass religiöse Spinner der schlimmsten Sorte Europa übernehmen, wie sie bereits einen großen Teil des islamischen Welt übernommen haben – auch dort haben sich die Liberalen auf natürliche Weise reduziert, während die reaktionäre Landbevölkerung sich fortgepflanzt hat.
Das war mal wieder Brachialaufklärung mit Andreas Müller. Bleiben sie dran für weitere schockierende Enthüllungen.
Hinweise:
Werden religiöse Fanatiker die Zivilisation einnehmen?
Fundamentalistische Parallelgesellschaften wachsen und breiten sich aus – weil sie mehr Kinder hervorbringen.
Sollte Religiosität einen Selektionsvorteil haben, wäre alles noch schlimmer. Gläubige haben allerdings davon unabhängig mehr Kinder und Atheisten nur sehr wenige.
Der Grund, warum Atheisten weniger Kinder haben: Kinder machen in wohlhabenden Gesellschaften eher unglücklich. Sie kosten Zeit und Mühe, die man lieber mit dem Genuss seines einzigen Lebens auf der Welt verbringt. Man benötigt offenbar eine passende Ideologie, um trotzdem Kinder großzuziehen.
Michael Blume über den sozialen Faktor der Religionen bei der Kinderaufzucht
Blumes neue Theorie: „Religiosität evolvierte nicht primär über die Bildung von Kampfgruppen, sondern vor allem über die Begründung von Vertrauensnetzwerken und Gemeinschaften, die der gegenseitigen Hilfe und gemeinsamen Kinderbetreuung und -bildung dienten und dienen.“
Das passt zu dem, was ich denke.
Und ein passendes Lied:
Na bravo, der Ober-Atheist rät zur Spiritualität. Bist du schon so verzweifelt?
Wer sagt, dass dieses Szenario der religiösen Machtübernahme auch eintreffen wird? Was passiert, wenn die nach wie vor stattfindende Bevölkerungsexplosion (vor allem in der 3. Welt und in islamischen Ländern) aufgrund schwindender Ressourcen und Klimawandel eventuell in eine absolute Katastrophe führt?
Säkularisierung findet nach wie vor statt. Das ist auch eine Aufgabe des Staates, damit ein Gleichgewicht erhalten bleibt.
Allerdings, wenn ich so an das Römische Reich denke und die Entwicklungen vor, während und nach der Zeitenwende beachte (ich meine hiermit Juden und Christen), dann macht einem das doch irgendwie nachdenklich.
„Vielleicht sollte man eine Art von spiritueller Heilslehre für Atheisten entwickeln, die sie davon überzeugt, dass sie einem höheren Zweck dienen, wenn sie Kinder in die Welt setzen.“
Na dann mal los! Bin schon gespannt welchen für Atheisten interessanten höheren Zweck du uns anbieten kannst!
Hoffe ja, dass der von dir geschilderte Effekt durch bessere Betreuungsmöglichkeiten zumindest Abgemildert werden kann. Die Beispiele aus Skandinavien (die nun nicht gerade Musterbeispiel einer religiösen Gesellschaft sind) hast du ja selber auch schon manchmal genannt.
Und hier ist man im Vergleich auch immernoch viel zu alt bis man jeweils Schule / Uni / Promotion / … hinter sich hat, hierzulande haben also gut Ausgebildete ( = wahrscheinlicher areligiös) auch einfach weniger Zeit in der sie (von der persönlichen Situation schon und der biologischen noch) Kinder bekommen können…
Also eine Heilslehre ist nun wirklich das Letzte, was wir brauchen. Viele Gebildete und Atheisten suchen ihr „Heil“ ja bereits in ihrem Berufsleben – und finden es dort eben auch. Eine flächendeckende Versorgung mit Kindergartenplätzen wäre nötig. Aber genau diese „Versorgungslücke“ wird in Deutschland von den christlichen Fundamental-Idiologen (sic!) aka CSU mit ihrer Herdprämienpropaganda künstlich aufrecht erhalten.
Akademische Ausbildung und Kinder müssen sich nicht auschließen, siehe DDR.
Immer sind die andern Schuld.
ja. Speziell daran, daß immer wieder Kinder in die Welt gesetzt werden. Meistens als Mittel (der „höheren Bestimmung“, der Gesellschaft, des „Glücks“ der Eltern (selbst,wenn die sich das bloß vormachen müssen) etc.), seltens als Zweck.
Ich finde, es ist klar, was ich in diesem Kontext mit einer „spirituellen Heilslehre“ meine. Da muss man nichts hineinfantasieren.
Entweder wir tun etwas, oder wir sterben aus. Das ist ein ganz klarer Trend. Mir sind die gegenläufigen Trends durchaus bekannt – ich habe ausführlich darüber geschrieben – aber sie wiegen diesen Trend nicht auf. Auch in Frankreich haben religiöse Menschen mehr Kinder.
Es ist völlig wurscht ob jemand Atheist ist oder nicht.
Solange diese Gesellschaft „Hausfrau und Muttersein“ derartig geringschätzt, ist es nur richtig wenn Frauen sich weigern das mit zu machen.
Wenn Hausarbeit und Muttersein so entlohnt und geschätzt würde wie Erwerbsarbeit, dann würde es auch wieder mehr Kinder geben.
Ein Beitrag, über den sich Michael Blume sicher sehr freuen wird.
Obgleich Atheist, bin ich Vater von drei Kindern. Wenn Kinder zu haben nicht so teuer wäre, würde ich sogar noch ein oder zwei weitere Kinder adoptieren.
Was kann man tun, um die Menschen, die sich in ihren 20ern oder 30ern befinden, zum Kinderkriegen zu bewegen?
In der DDR war es ganz einfach: Ohne Eheurkunde und Kleinkind hat niemand eine Wohnung erhalten. Wer also unabhängig werden und auf eigenen Beinen stehen wollte, musste (und hatte!) schon mit 20 Jahren geheiratet und ein Kind in die Welt gesetzt.
Ostalgie und eine Enteignung aller Vermieter sind natürlich kein Ausweg. Aber was kann man tun? Hat jemand Zahlen, Daten und Fakten aus Ländern, denen es gelungen ist, ihre Geburtenrate zu erhöhen?
Genau das versuchte ich in früheren Kommentaren anzudeuten. Man muss verstehen lernen welche Bedürfnisse Religion befriedigt damit sie bereit sind Kinder in die Welt zu setzen und sich jenseits der eigenen egoistischen Bedürfnisse für die Welt einzusetzen.
Es muss aber nicht eine theistische oder pantheistische
Religiosität sein. Ich habe viel von Erich Fromm gelesen, der als religiöser Jude seinen Glauben reflektiert hat und zu einem Atheisten wurde, aber mit seiner Philosophie eine Haltung zum Leben propagiert (mit Berücksichtigung von tiefenpsychologischen und sozialen Aspekten) die auf dem Mangel des neuen Atheismus eine Atwort geben kann.