Gebildet ist das neue Doof

„Öko-Bank-Kunden sind jung, weiblich und gebildet“, lautet die Überschrift eines aktuelles Artikels auf Welt Online. Ich fühlte mich spontan an die Mädels in schwarzen Latex-Uniformen erinnert, die in einem indizierten Egoshooter als mächtige Elitesoldatinnen der SS auftreten. Sie sind jung, weiblich und sie stehen auf irrationale Ideologien.

Das sind Fälle, da würde ich mir eine feministische Bewegung herbeiwünschen, die junge, weibliche Gebildete darüber aufklärt, dass sie durchaus keinen Geschlechterklischees gehorchen müssen, etwa durch Zurschaustellung ihres grünen, sozialen Gewissens. Wirklich alles an dieser Überschrift ist absolut abscheulich (abgesehen von der Tatsache, dass sie mit einer gewissen Ironie verfasst worden sein dürfte; aber ihr Inhalt ist abscheulich).

Was um alles in der Welt ist eine „Öko-Bank“? Ich verstehe es ja noch – na gut, ich verstehe es nicht -, wenn jemand Öko-Food verschlingt, aber eine Öko-Bank? In dem Artikel stehen Schlüsselworte wie „Bio“, „Fairtrade“, „Nachhaltigkeit“, „Verantwortung“, „soziales und ökologisches Gewissen“.

Nun habe ich sicher nichts gegen Fairtrade (jeder Trade ist fair im Laissez-Faire-Kapitalismus, den ich befürworte) und „Nachhaltigkeit“ und „Verantwortung“ sind auch nichts, was man per se ablehnen könnte. Aber wenn diese Begriffe in Kombination auftreten, so stellt sich bei mir doch ein leiser Verdacht ein, dass wir es nicht mehr mit rationalen Besorgnissen zu tun haben, sondern mit einer neo-marxistischen Ideologie.

Rüstungsunternehmen, Atomkraftwerksbauer und Genfood-Hersteller stehen dort auf dem Index.

Und da hätten wir auch schon den Beweis. Schade, denn inzwischen hoffe ich manchmal selbst, dass ich einach nur paranoid bin, aber es bestätigt sich leider immer wieder, dass sich all diese Aspekte wie „öko“ und „sozial“ häufig zu einer irrationalen Ideologie ergänzen.

Was hat die Ablehnung von Rüstungsunternehmen mit – im rationalen Sinne – „sozial“ zu tun? Rüstungsunternehmen sind nicht per se böse oder per se gut. Sie sind dann gut (wie ich in Ist Krieg legitim und wenn ja, wie viele? ausführte), wenn sie freie Nationen und freie Bürger mit Waffen ausstatten, die sie zur Selbstverteidigung gebrauchen. Und sie sind dann schlecht, wenn sie Terroristen, Kriminelle und Diktatoren mit Waffen beliefern. Aber die Rüstungsindustrie als solche abzulehnen, kann man nur tun, wenn man nicht möchte, dass sich freie Bürger und freie Nationen verteidigen können (denn Kriminelle, Terroristen und Diktatoren interessieren sich nicht für die Meinungen junger, deutscher Öko-Girls; wage ich zu behaupten).

Was hat die Ablehnung von Gentechnologie mit „öko“ und „sozial“ zu tun? Gentechnik ist nichts anderes als eine exaktere, effektivere Züchtungsmethode und wir züchten Pflanzen bereits seit gut 15000 Jahren. Mit Hilfe der Gentechnik konnte zum Beispiel der Goldene Reis entwickelt werden, der Millionen von Menschen retten könnte, die in Asien und Indien unter Vitamin-A-Mangel leiden. (Sobald gebildete Öko-Tussis aus dem Westen endlich aufhören, dessen Freigabe zu boykottieren).

Die Atomenergie gehört zu den umweltfreundlichsten Energiequellen der Welt, also warum sollte sie den ökologischen Idealen widersprechen? Beinahe alle anderen Energieformen haben mehr Unfälle hervorgebracht als die Atomenergie; außerdem ist sie unendlich viel effizienter als Solarenergie oder Windenergie. Und nicht jeder Mensch ist schließlich so wohlhabend wie die Öko-Mädels, dass er sich teure Elite-Energien leisten kann.

Aber nicht nur Öko-Banken finden ihre Kundschaft im Bund Deutscher Mädel. Auch eine andere Ausgeburt der Hölle wird in diesen blonden, reichen Bildungssphären fündig:

Insbesondere Frauen, Befragte mit hohem Bildungsniveau, chronisch Erkrankte und Personen mit einer gesundheitsbewussteren Lebensweise nehmen in besonders starkem Maße alternative Medizin in Anspruch, oft nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur konventionellen Behandlung.

Dass chronisch Erkrankte, denen andere Therapien nicht geholfen haben, zur Alternativmedizin greifen – kann man verstehen. Frauen mit hohem Bildungsniveau (was um alles in der Welt gilt heute als „Bildung“?) mit einer „gesundheitsbewussteren Lebensweise“ hingegen sind Succubi; finstere Dämonen, die rationalen Menschen alle Lebensfreude aussaugen mit ihrer Neigung zum esoterischen Unsinn.

Einige wohlhabende, „gebildete“ (würg, kotz!) Frauen verfolgen aus irgendwelchen Gründen die heilige Mission, die freie Welt mit ihrer neo-marxistischen Agenda zu unterwandern. Woher kommt das eigentlich? Ich durfte selbst bereits Frauen dieser Art kennenlernen und fand sie recht amüsant, aber Männer mit weniger unumstößlichen Prinzipien, die nicht vollkommen unbeeinflussbar sind, lassen sich von derartigen Höllenkreaturen am Ende noch um den Finger wickeln und man hat seitdem nichts mehr von ihnen gehört…

Ich saß gerade im McCafé und las „The Return of the Primitive“ von Ayn Rand – eine Frau, die wirklich gebildet war – und wurde auf eine blonde, junge Dame aufmerksam, die mir schräg gegenübersaß. Sie sprach mit ihrer Freundin in einem lächerlich überheblichen Adels-Singsang über die Qualität staatlicher Schulen im Vergleich zu Privatschulen und über ökologisch-soziale Verantwortung. Ich teile sogar ihre Einschätzung über die Vorzüge von Privatschulen (meine Philosophie sieht überhaupt keine staatlichen Schulen vor), allerdings wollte sich bei mir durchaus nicht der Eindruck einstellen, dass sie irgendwelche rationalen Prinzipien zu ihrer Einschätzung führten, sondern vielmehr ihr Status als Person, welche sich die bemerkenswerte Qualifikation erarbeitete, von reichen Eltern abzustammen.

Dazu muss man wissen, dass der McDonald’s zwar keinesfalls betreten werden darf von wohlhabenden, gebildeten Frauen, aber der McCafé ist durchaus akzeptabel für diese Gattung. Als der blonde Adelsdämon damit anfing, über die überlegende Qualität ökologischer Speisen zu sprechen, musste ich unwillkürlich laut auflachen. Sie schaute mich mit diesem herablassenden, schrägen Malfoy-Grinsen an und erhob sich sogleich. Nun stand sie allerdings vor der Herausforderung, den McCafé verlassen zu müssen, ohne dabei durch den angeschlossenen McDonald’s zu schreiten und durch den McCafé-Eingang strömten gerade mehrere Menschen, die ich einmal als „normal“ bezeichnen möchte, denen sie sich also nicht zu sehr nähern durfte.

Da wurde ich auf die Zeitung aufmerksam, die noch auf ihrem Tisch lag. Ohne meinem Lachen Einhalt gebieten zu können, reichte ich ihr die Süddeutsche und wies sie darauf hin, sie habe ihre Zeitung vergessen. Mit einem weiteren Malfoy-Grinsen nahm sie die Zeitung entgegen, zerrte ihre (normale, denn sie musste sich ihr überlegen fühlen können) Freundin hinter sich her und schlängelte sich geradezu grazil durch die Massen nach draußen durch, ohne dabei jemanden zu berühren.

Ein anderes Mal wurde ich von einer Gruppe wohlhabender, gebildeter Mädels zu einem Cocktail eingeladen (was in diesem Fall bedeutet, dass man ihn selber bezahlen darf – nicht gerade emanzipiert), was als solches bereits verdammt merkwürdig ist. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dieser Gruppe – die über sich selbst als „die Gruppe“ sprach (kein Witz!) – um ein progressives Kollektiv junger Mitglieder der EKD (Evangelische Kirche) handelte (eine jugendliche Kirchengruppe). Sie hatten an diesem Tag zwei Jungs eingeladen, um herauszufinden, ob sie sich weiter mit diesen abgeben möchten oder nicht, was noch eine Stufe merkwürdiger ist. Und wie sie mir erzählten, tun sie dies monatlich.

Leider fiel ich sofort durch ihren Gesinnungstest, denn ich gab offen zu, religionskritische Bücher geschrieben zu haben und da es mir obendrein an jeglichem ökologischen Sozialbewusstsein ermangelt, ebenso an einem Interesse, schnell reich zu werden, um mögliche Partnerinnen den regelmäßigen Erwerb teuer Schuhe zu ermöglichen, war mein Schicksal sogleich besiegelt. In der Tat war dies wohl das verdammt Merkwürdigste, was mir bislang zugestoßen ist und es verwundert kaum, dass wohlhabende, gebildete, junge Frauen die Fäden in der Hand hielten.

Unsere weibliche Bildungselite möchte gerne Männer nach ihrem Bilde formen. Darum suchen sie nach orientierungslosen Mitgliedern unseres Geschlechtes, die möglichst viel Geld verdienen und zugleich möglichst manipulierbar und willensschwach sind. Die BDMs sind nicht nur in diesem Bereich herrschsüchtig, sondern sie möchten auch das Leben der armen Menschen in irgendeinem Land, dessen Namen sie nicht kennen, mittels ihrer Weisheit verbessern; sie bekämpfen die finsteren Machenschaften der Atomlobby, ihre Kinder (oh mein Gott!) schicken sie natürlich auf Privatschulen und für sie muss alles ökologisch-sozial sein, vom sündteuren Biofood bis zu ihrem Geldinstitut und Finanzberater. Philosophen haben ordentlich was zu lachen, wenn sie den BDMs begegnen, aber wohlmeinende, hart arbeitende, willensschwache  Durchschnittsmänner können uns nur noch Leid tun, denn sie sind die erwählten Opfer der neuen Öko-Succubi.

Wer übrigens wirklich gebildet sein und nicht von mir ausgelacht werden möchte, der sollte kritisches Denken lernen und sich über Gentechnologie, Atomenergie und Alternativmedizin informieren, zum Beispiel hier:

Literatur 

GWUP: Homöopathie

Zitat: „Bislang liegt kein wissenschaftlicher Beweis für eine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung der Homöopathie vor. Auch bei den Versuchen, ihre Theorie rational zu erklären, ist die Homöopathie bisher gescheitert. „

Deutsche Forschungsgesellschaft: Grüne Gentechnik

Zitat: „Sowohl mit Blick auf die folgenden Generationen wie mit Blick auf die Entwicklungsländer lässt sich deshalb feststellen: Die Behinderung oder Blockade einer verantwortungsbewussten Erforschung und Nutzung der Grünen Gentechnik ist ungerechtfertigt und wird unsere Zukunftschancen verringern.

PETA: http://www.petatotettiere.de

Atomenergie und andere Öko-Themen:

http://rcm-de.amazon.de/e/cm?t=terrrott-21&o=3&p=8&l=as1&asins=B004X2I6ZM&ref=qf_sp_asin_til&fc1=000000&IS2=1&lt1=_blank&m=amazon&lc1=971919&bc1=000000&bg1=F2E2C1&f=ifr

Alternativmedizin:

http://rcm-de.amazon.de/e/cm?t=terrrott-21&o=3&p=8&l=as1&asins=3596185106&ref=qf_sp_asin_til&fc1=000000&IS2=1&lt1=_blank&m=amazon&lc1=971919&bc1=000000&bg1=F2E2C1&f=ifr

10 Kommentare zu „Gebildet ist das neue Doof

  1. Wer den Krieg per se für schlecht hält, kann Waffenhersteller nicht für gut halten. Hier geht es um Logik, nicht um Moral.

  2. 1. „anti3anti sagt:
    28. April 2012 um 17:52

    Wer den Krieg per se für schlecht hält, kann Waffenhersteller nicht für gut halten. Hier geht es um Logik, nicht um Moral.“

    Di eLogik hat aber einen Fehler: Ohne Waffen würden wir mit etwas anderem Krieg führen. Notfals mit Tapetenkleiter. Waffen sind halt efizienter und als solche nichts weiter als Abbild des menschlichen Hanges zu Gewalt.

    2.: „Unsere weibliche Bildungselite möchte gerne Männer nach ihrem Bilde formen. Darum suchen sie nach orientierungslosen Mitgliedern unseres Geschlechtes, die möglichst viel Geld verdienen und zugleich möglichst manipulierbar und willensschwach sind.“

    Gut verdienen und willensschwach sein, schaut mir aber nach kaum vereinbar aus (ohne zu sagen, dass es nicht zu weilen doch gehe). In einen Job zu kommen, in dem man gut verdient, da zu bleiben und die Verantwortung, die eine solche Stellung mit sich bringt, legen eher die Vermutung nahe, dass die Zielpersonen im Privatleben darauf aus sind, Stress zu vermeiden (den sie auf Arbeit schon genug haben) und damit u.a. auch (möglichen) mit dem Lebenspartner aus dem Wege zu gehen. M.a.W.: höchstens sekundäre und begrenzte Willensschwäche (?)

    1. Diese BDMs können einen gut um den Finger wickeln, dann hat man sie am Hals und wird sie schwer wieder los, auch als anderweitig selbstbewusster Mann. Eine partielle Selbstbewusstlosigkeit kann sich da auch entwickeln.

      1. Interessante Annahme dass Frauen in einer Beziehung oder bei der Anbahnung einer Beziehung in einer stärkeren Verhandlungsposition sind und somit ihre Vorstellungen durchsetzen können.

        Das ist ein schöner Widerspruch zur feministischen These der immer unterdrückten Frau.

        1. naja, die Stärke der Verhandlungsposition – und mit wem eigentlich verhandelt wird – hängt vom sozialen Kontext ab. In Gesellschaften, in denen Töchter im weitesten Sinne zwangsverheiratet werden (meistens hinsichtlich des Nutzens der Heirat für die Familie), ist diese zwangsläufig schwächer. Gesellschaften hingegen, die allen die gleichen Rechte einräumen und damit maximalen Aktionsraum bieten – stärken die Verhandlungspositionen und -Optionen der Frauen. Will sagen: Die Unterdrückung von Frauen ist im Westen beendet (so weit es geht). Was bleibt, ist die Freiheit des Handelns und/oder selbstverschuldete Unmündigkeit (zu der einen größeren Hang zu haben Kant in „Was ist Aufklärung“ „den Mitgliedern des schönen Geschlechts“ unterstellte — lassen wir das beiseite, oder wollen wir diesen Punkt diekutieren?)

        2. Männer werben, Frauen wählen. Das war immer schon so, zumindest dort, wo Männer nicht schlicht und einfach Gewalt anwenden durften. Nach Browns „Human Universals“ gilt der Beischlaf überall auf der Welt als Gunstbeweis, den die Frau gewährt. Dazu kommt, daß viele Frauen wesentlich geschickter darin sind, ihren Gegenüber zu manipulieren als die meisten Männer; diese Fähigkeit mag sich durchaus als Reaktion auf ihre körperliche Unterlegenheit entwickelt haben.
          Insofern sind Männer in ihrer Beziehung zu Frauen tatsächlich immer in der schwächeren Verhandlungsposition.

  3. „Wer den Krieg per se für schlecht hält, kann Waffenhersteller nicht für gut halten. Hier geht es um Logik, nicht um Moral.“ Hast du den Artikel eigentlich gelesen? Oder vermag es diese Logik nicht, den Unterschied zwischen Verteidigung und Angriff zu verstehen?

    Im übrigen: Wenn die Leute ihren Schwachsinn auf jede erdenkliche Weise ausleben wollen, schön. Wer „bösen“ Industrien kein Geld leihen will, der hilft damit am Ende ja sogar denen, die das doch tun und höhere Zinsen verlangen können. (Natürlich nur, wenn der Ökobanken-Irrsinn noch weiter um sich greift. Also, nur zu!)

  4. Um es mit üblicher Internet-Manier zu sagen: „All‘ meine Wins heute für dich!“

    Der Artikel trifft ins Schwarze, er war unterhaltsam und am meisten freu‘ ich mich darüber, dass es noch andere kritisch denkende Menschen gibt, die ihre Meinung auch kundtun.

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