In einigen Diskussionen der letzten Tage, persönlich und auf Facebook, war ich Adressat von falschen Auffassungen über den Kapitalismus, welche die „Vertreter der Marktwirtschaft im religiösen Sinn“ angeblich für die offenbarte Wahrheit halten, die aber tatsächlich entweder 1. schon lange niemand mehr vertritt oder 2. noch nie jemand vertreten hat. Wenn man etwas kritisiert, so sollte man doch zumindest wissen, was es ist, das man kritisiert.
Darum antworte ich nun aus Sicht der objektivistischen, pro-kapitalistischen Philosophie auf die Anschuldigungen der Kritiker.
Was Kapitalisten angeblich glauben
1. Der freie Markt führt automatisch dazu, dass sich Menschen rational verhalten / Kapitalisten gehen davon aus, dass Menschen ökonomisch rationale Entscheidungen treffen
Ersteres glaubt niemand, zweiteres wurde von den klassischen Ökonomen vertreten, wird aber lange nicht mehr so gesehen. Die Grundannahme der österreichischen Schule, die heute für freie Marktwirtschaft argumentiert, lautet: Menschen handeln zielgerichtet, um bestimmte Werte zu erhalten. Ob das vernünftige Werte sind, die sie da erhalten möchten (etwa eine Wohnung) oder unvernünftige (Mitgliedsbeitrag von Scientology), dazu sagt die Ökonomie als solche gar nichts, ebensowenig darüber, ob die Handlungen der Menschen angemessen sind, um ihre Ziele zu erreichen (Kauf von Bibel, um in den Himmel zu kommen). Ebenso sagt sie nicht, ob Menschen einen freien Willen haben (was Ayn Rand dachte) oder nicht (was der Determinist Ludwig Mises dachte).
In der Tat sind Menschen im freien Markt allerdings stärker gezwungen, zu ihrem eigenen Vorteil produktiv tätig zu sein und zu handeln, als sie dies in einem Wohlfahrtsstaat oder in einem sozialistischen Staat sind – weil sie sonst auf freiwillige Hilfe angewiesen sind.
Auch in einer absolut freien Gesellschaft gäbe es noch Probleme. Eine Utopie wird niemals existieren. Diese Probleme würde ich allerdings als kulturelle Probleme ansehen, die nichts mit dem politischen System zu tun haben.
2. Die Armen sollen einfach sterben
Die Armen sollen die Rechte anderer Menschen achten, ebenso wie Reiche die Rechte anderer Menschen achten sollen. Ansonsten sollen sie gar nichts und können machen, was sie wollen. Mal abgesehen davon, dass weder Arme immer arm bleiben, noch Reiche immer reich bleiben müssen. „Arm“ und „reich“ sind keine angeborenen Eigenschaften.
Der Objektivismus sieht „Wohlwollen“ als Tugend an. Es ist durchaus angemessen, Menschen, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind, zu helfen, insofern man sich selbst nicht damit schadet. Um ein Beispiel des Altruisten Peter Singer anzuführen: Selbstverständlich sollte man in einen See springen, wenn darin ein ertrinkendes Kind nach Hilfe ruft. Was man nicht tun muss, ist in den See zu springen, wenn man selbst nicht schwimmen kann.
3. Kapitalisten scheren sich nicht um das Gemeinwohl
Kapitalisten verstehen das „Gemeinwohl“ als die Summe des Wohles von Individuen und sie gehen davon aus, dass das Gemeinwohl unter den Bedingungen des freien Marktes am stärksten gefördert wird. Nicht nur, weil jeder sein eigenes Wohl anstrebt („wenn jeder sich selbst hilft, ist jedem geholfen“), sondern auch weil eine freundliche Geste, eine Hilfeleistung auf freiwilliger Basis, viel mehr wert ist und viel dankbarer angenommen wird als die produktive Leistung anderer, auf die man einen „Anspruch“ zu haben meint.
4. Kapitalisten glauben, Menschen würden sich auf dem freien Markt moralisch verhalten
Kapitalisten glauben, dass sich Menschen moralisch verhalten sollten – ob auf dem freien Markt oder sonstwo. Diebstahl, Betrug und andere Rechtsbrüche sollten weiterhin von den Kriminalbehörden verfolgt und von der objektiven Rechtssprechung verurteilt werden. Außerhalb von Rechtsbrüchen haben Menschen die legale Freiheit, unmoralisch zu handeln (etwa ihren Partner zu betrügen), aber dies ist nicht in ihrem rationalen Eigeninteresse und sollte daher aus objektivistischer Sicht von anderen Menschen verurteilt werden. Das Böse siegt nur, wenn gute Menschen es gewähren lassen.
5. Kapitalisten sind rücksichtslose Egoisten und stolz darauf
Die objektivistische Philosophie verurteilt die Ausnutzung und Ausbeutung anderer Menschen. Sie spricht sich für das „Händlerprinzip“ aus, einen fairen, freiwilligen Tausch von materiellen und spirituellen Werten. In der Tat verurteilt der Objektivismus den „Egoismus“, wie er gemeinhin verstanden wird, und vertritt vielmehr die aufklärerische Ethik des „rationalen Eigeninteresses“. Ayn Rands Gebrauch des Begriffes „Selfishness“ (Egoismus) ist stark irreführend.
6. Kapitalisten scheren sich nicht um die Umwelt
Kapitalisten gehen davon aus, dass die Umwelt besser geschützt wird, wenn sie sich in Privateigentum befindet. Man vergleiche den Zustand von Meeren, die niemandem gehören und die somit zugemüllt und überfischt werden – und Gartenteichen, die sich in Privateigentum befinden. Niemand schüttet chemische Abfälle in seinen Gartenteich.
7. Stirb, du elender Kapitalist!
Es geht mir allmählich auf die Nerven. Subtile Drohungen (verarmte Massen werden mich lynchen, etc.), Fantasien und dezente Was-wäre-wenn-Anspielungen möge man sich dorthin stecken, wo die Sonne nicht scheint. Mich beeindruckt das so wenig wie die Sprüche während meiner Mohammed-Karikaturen-Tage. Wer so reagiert, der fürchtet sich nur zu sehr, die Realität anzuerkennen, weil er sich dann mit dem Nichts konfrontiert sehen würde, das er ist. Anstatt, dass sich Gollum einen Spiegel vorhält, flüchtet er sich in sein zweites Ich und jagt einem illusorischen Schatz hinterher, der ihn langsam zerstört.
8. Kapitalisten sind wie Marie Antoinette: „Wenn die Armen kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“
Ironischerweise können sich die Armen in Deutschland dank der Marktwirtschaft tatsächlich alle Kuchen leisten und diesen essen. In der Dritten Welt können sie dies aufgrund eines Mangels an Kapitalismus nicht tun.
9. Dank der Kapitalisten ist es doch so: Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert!
Wer sozialisiert denn die Verluste? Nach meinen Informationen ist das der Staat. Die Vertreter der freien Marktwirtschaft stehen dafür ein, dass jeder seine Gewinne erhält und seine Verluste selbst zu tragen hat. Wer etwas anderes behauptet und sich „Kapitalist“ nennt, ist eine Schande und wird offiziell von mir exkommuniziert.
10. Ich sehe mich als Kapitalist. Mein Vermögen habe ich dadurch gemacht, senilen Rentnern wertlosen Plunder im Werbefernsehen zu verkaufen
Fahr zur Hölle.
11. Kapitalismus = Bild-Zeitung, Big Brother, Junk Food, etc.
Kapitalismus heißt Freiheit. Manche Menschen schätzen weder die Freiheit, noch ihr kurzes Leben auf diesem Planeten allzu hoch ein. Kulturelle Probleme sind keine politischen Probleme – und können nicht politisch gelöst werden.
12. Der Glaube an den Markt ist ein irrationaler, religiöser Glaube
Der Markt existiert, daran muss man nicht glauben – im Gegensatz zu Gott. Um die Marktwirtschaft beurteilen zu können, sollte man ihre Funktionsweise und Geschichte verstehen lernen. Dann wird man auch wissen, warum ein „Glaube“ an den Markt kein blindes Vertrauen erforderlich macht. Die Behauptung, Kapitalisten würden blind an den Markt glauben, ist ein bloßer, unbegründeter Strohmann.
13. Du willst doch nur deine Bücher verkaufen mit deinem Blog!
Stimmt. Für irgendwas muss der ganze Ärger schließlich gut sein. Apropos:
Äh…Moment: Heißt das jetzt, die DKP (Deutsche KuchenPartei), die Du Dir mal ausgedacht hattest, war eine Anspielung auf Marie Antoinette?
Und bin ich wirklich der einzige, dem diese ihre Äußerung nicht im Geschichtsunterricht aufgetischt wurde?
Weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr.
Na, wie isses mit z.B. TEPCO? Ist das nicht ein wunderbares Beispiel für das dem Kapitalismus immanente „rationale“ Verhalten? Und wer stirbt da in Fukushima, die Reichen oder die Armen?
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/entschaedigungen-nach-fukushima-katastrophe-greenpeace-wirft-tepco-versagen-vor-1.1603759
Sag mal, hast Du den Text eigentlich gelesen?
Blöde Frage! Wenn ich einen Kommentar setze, habe ich den diesbezüglichen Text natürlich gelesen, wenn’s auch unerträglich und tatsächlich kein Gewinn ist.
Lies du erstmal den verlinkten SZ-Artikel und sag‘ was dazu!
Das hat der Autor vermutlich nicht oder er hat kein Interesse an Argumentation. Sonst könnte man ja z.B. geeignete Aussagen des Beitrages nehmen und sie auf das Handeln von TEPCO anwenden und Schlußfolgerungen ziehen. Es scheint mir aber eher so zu sein, daß der Kommentar einen ideologischen Standpunkt ausdrücken soll und nichts zur Diskussion beiträgt.
Also: nicht füttern 🙂
Seit wann trägt „es nicht zur Diskussion bei“, wenn theoretische Behauptungen mit entsprechenden Beispielen aus der aktuellen Wirklichkeit menschlichen Lebens und Leidens konfrontiert werden?
Ich sehe zwar nicht recht, was ich schreiben könnte, dass für Dich (Ou Wouwou) nicht „unerträglich und tatsächlich kein Gewinn ist“, aber na schön: Letzter Versuch, einen positiven Aspekt zu finden:
1.: Bin ich auf die Idee gekommen, Du könntest den Artikel nicht gelesen und/oder nicht verstanden haben, weil Du nach einem „dem Kapitalismus immanenten rationalen Verhalten“ gefragt hast, das gar nicht behauptet wurde, sondern lediglich, dass man sich weniger Dummheit leisten könnte, wenn man sich in einer kapitalistischen Gesellschaft bewegt.
2. Steht im SZ-Artikel, dass TEPCO zum Teil dem Staat gehört und also tatsächlich kein kapitalistisches Unternehmen ist.
3. Frage ich mich gerade (oh, prophetischer Input: Du wirst mich dafür hassen), warum irgendjemand für eine Naturkatastrophe eine Entschädigung bekommen sollte? Es geht mir nicht darum, die Menschen verrecken lassen zu wollen, freiwillig geleistete Unterstützung als Ausdruck mitmenschlichen Wohlwollens ist eine gute Sache und ich wäre ggf. auch sehr dankbar dafür. Nur: Es ist nicht die Aufgabe des Staates, sämtliche Risiken aus unserem Leben zu eliminieren. Schon gar nicht kann ein Unternehmen für Irrationalitäten haftbar gemacht werden, die es nicht selbst verschuldet hat (in diesem Falle der Tsunamie, der das AKW getroffen hat (Naturkatastrophen haben nach allem menschlichen Wissen keine Rationalität). Ein etwas entferntes, aber verwandtes Beispiel wäre Mayonaise: Wenn ich jemandem einen Eimer davon verkaufe, der sie eine Woche in der Sonne stehen lässt, dann isst (sich also ohne mein Verschulden sehr irrational verhält) und sich in der Folge mit Salmonellen vergiftet: Wäre es etwa gerecht, wenn ich ihm dann Schmerzensgeld bezahlen müsste?)
3. Nun sind aber schon Gelder geflossen, und das gar nicht mal so knapp. Mit umgerechnet € 12.000,- Startkapital für einen Neuanfang und zwei Jahre hinterher hätte ich mir eine neue Wohnung, einen neuen Job gesucht und würde so langsam daran denken, die Starthilfe zurückzuzahlen. Denn wenn das Herkunftsgebiet verstrahlt ist, ist es einfach illusionär, in den status quo ante zurück zu wollen.
4. Ist in Fukuschima niemand gestorben.
5. Lektüreempfehlungen:
Ethik der Notfälle: http://kslinker.com/ayn_rand_the_ethics_of_emergencies.html
Fukushima:
http://www.terryrotter.de/feuerbringer/2012/07/was-wir-aus-fukushima-gelernt-haben/
6. So, meine Vorlage. Darüber können wir uns jetzt vernünftig, sine ira et studio unterhalten, oder gar nicht.
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@Enrico: Ja, die Vermutung habe ich auch. Aber da unser geliebter Autor so gerne Steilthesen aufstellt, auf die mancher Kommentator so sehr gerne sehr emotional reagiert (im alten Blog hat Andreas auch mal einen Artikel über psychosomatische Reaktionen auf ungewohnte Gedanken geschrieben), habe ich es mir ein bisschen zur Aufgabe gemacht, das durch schier endlise Geduld und grundsätzlich zwei zweite Chancen abzufangen. Funktioniert erstaunlich oft 🙂
Troll anderswo herum.
ad 13: so jetzt will ich dir was verkaufen:
Kapitalismus:
Freiheit:
Dieser Blog enthält – außer einiger kritischer Kommentare – ausschließlich irrelevantes, nicht ernst zu nehmendes, zynisches Gefasel von pubertären Milch-Bubis, die vom Leben offenbar noch nicht genug in die Fresse bekommen haben (kommt aber noch – versprochen!) und die sich tagein tagaus in ihrer Menschenverachtung gegenseitig zu übertreffen versuchen. Sie unterscheiden sich nur durch eine unwesentlich ausgeprägtere Sprachkompetenz von solchen Kreaturen, die z.B. in der U-Bahn aus Langeweile wehrlose Leute zusammenschlagen und Spaß dabei haben.
Wenn einem die Argumente fehlen geht man den Autor persönlich an… Ich finde, dieser Kommentar ist ein sehr schönes Beispiel für „Argumentum ad hominem“. Danke.
Sehr gerne! (Es gibt Leute, ich bedauere das auch, bei denen Argumente sinnlos und sogar gefährlich sind. Denke an 1933! Immerhin hat Jesus denen angeblich das Himmelreich versprochen. Ist doch auch was!)
„Wie willst Du wahrhaftig sein
Wenn die Zweifel Dich zerfleischen?
Und wie hören und versteh’n
Wenn ewig die Dämonen kreischen“
(ASP: „Tiefenrausch“)
Und wie an das Gute im Menschen glauben,
Wenn solcherlei Nettigkeiten da herauskommen?
Exakt! Im November 2011 bspw. hat der Autor zum Thema „NSU-Morde“ einen Artikel mit dem Titel „Auf dem rechten Auge blöd“ verfasst, in dem er fluchs und ohne Umschweife die Kritiker der israelischen Palästinenser-Politik mit den NSU-Mördern in einen Topf wirft. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, was das eine mit dem anderen zu tun hat und wie jemand auf die Idee kommen kann eine solch hanebüchene Verbindung zu konstruieren. Wenn die NSU-Mörder von Israelkritikern angestiftet wurden, wieso haben sie dann türkische und griechische Imbißbudenbetreiber ermordet? Haben die Mörder die Imbißbuden mit israelischen Botschaftsgebäuden verwechselt? Aber so sieht das Rezept für geradezu alle Artikel dieses Blogs aus. Durch hanebüchene Folgerungen und Behauptungen von möglichen eigenen Verantwortlichkeiten ablenken und die eigene fremdenfeindliche und kulturverachtende, rechte Fratze, die vor allem zum Vorschein kommt, wenn es etwa um Einwanderung, Ausländer, Integration sowie Kunst und Kultur geht, mit der Maske eines bräsigen Wirtschaftsliberalen zu verschleiern.
Sie haben den Artikel überhaupt nicht verstanden, um das mal möglichst günstig auszulegen. Meine Ansichten sind generell Teil eines philosophischen Systems, über das man sich erst einmal informieren müsste, bevor man wild über meine geheimen, untergründigen Motivationen herumfantasiert. Meine tatsächlichen Motivationen werden ausführlich genug geschildet, man dürfte nur nicht so faul und paranoid sein, um sich einfach mal damit zu befassen, anstatt etwas anderes zu unterstellen. Die „Kritiker der israelischen Palästinenser-Politik“, so heißen die heutzutage also!
Kunst und Kultur: Ich richte mich gegen nihilistische Schmierereien. Das, was ich für Kunst halte – was sehr genau definiert ist, siehe für einen ersten Blick den „Ästhetik“-Bereich dieses Blogs, gehört einem durchaus umfassenden Spektrum verschiedenster Epochen an, siehe das Art Renewal Centre.
„Fremdenfeindlichkeit“: Ich spreche mich gegen Menschenrechtsverletzungen aus. Ist mir völlig wurscht, ob die von Nazis ausgehen oder von „Kritikern der israelischen Palästinenser-Politik“ oder von Islamisten, Kommunisten und sonstigen Spinnern. Und ich habe genau NULL Respekt vor Kulturen, die Menschenrechte nicht achten. Ich verurteile jeden, der das anders sieht, aufs Schärfste.
Ferner: Wie „rechts“ kann die Fratze von jemandem eigentlich sein, der die „Kritiker der israelischen Palästinenser-Politik“ angeblich mit den NSU-Mördern in einen Topf wirft? Eine solche Person würde doch nun offensichtlich die NSU-Mörder als etwas Schlechtes verurteilen – sonst hätte es wenig Sinn, die Antise… die „Kritiker der israelischen Palästinenser-Politik“ auf negative Art mit diesen in einen Topf zu werfen, ODER?
Ach was? Ganz was besonderes also: „Teil eines philosophischen Systems“? Mir ist es völlig wurscht, von was dieser Irrsinn hier auf diesem Blog jeweils ein Teil ist. Ich nehme – mit Verlaub – ihre Texte so wie sie sind! Beantworten sie die Frage, was die NSU-Mörder mit Israelkritikern zu tun haben und wieso dabei Türken und Griechen ihr Leben lassen mussten! Ist es nicht vielmehr so, dass rechte Kreise sich heutzutage ganz gern an Israel anwanzen (Gemeinsam gegen die Moslems!), weil sie glauben damit die deutsche Holocaust-Kollektivschuld umgehen zu können?
Eben, es ist Ihnen völlig wurscht. Sie möchten sich nicht ernsthaft damit befassen, also können sie es auch nicht beurteilen. Wenn Sie meinen Blog schon länger lesen, wissen Sie, wofür ich stehe – die freie Welt und ihre Werte – und was ich ablehne – die unfreie Welt. So einfach ist das. Rechtsradikale hingegen möchten ihre eigene unfreie Welt aufbauen, ergo lehne ich sie natürlich ebenso ab wie alle anderen Spinner, ob Islamisten, Israelkritiker oder Kommunisten. Allesamt sind es kollektivistische Gegner von individuellen Rechten.
Was NSU-Mörder mit Israelkritikern zu tun haben? Beide sind Antisemiten.
Jemand der harmlose Türken und Griechen ermordet zeigt damit nicht zwingend, dass er Antisemit ist. Genauso ist nicht jede Israelkritik zwangsläufig antisemitisch motiviert. Da macht es sich der Philosoph – wie so oft hier – leider zu einfach.
Also sind Neonazis nicht auch Antisemiten?
Na, die von ihnen in ihrem Artikel benutzten NSU-Mörder waren jedenfalls zuallererst wohl ausländerfeindlich eingestellt. Ihre Opfer waren ja fast ausschließlich Türken und Griechen. Es ist anzunehmen, dass sie sich auch als Antisemiten bezeichnet hätten, aber mit diesen Morden hat Antisemitismus erstmal nichts zu tun und wenn sie diese Morde zum Anlass nehmen über Antisemitismus zu texten, müssen sie sich nicht wundern, wenn dies befremdlich wirkt und zu weiteren Überlegungen animiert. Grundsätzlich drängt sich sowieso der Eindruck auf, dass sie gerne von anderen verlangen, was sie selbst zu leisten nicht bereit sind: Sie verlangen von mir, dass ich mich zuerst mit ihrem „philosophischen System“ auseinandersetze, bevor ich einzelne Texte und Textmethoden kritisiere, während sie z.B. Erscheinungsformen der modernen Kunst als „nihilistische Schmierereien“ bezeichnen. Allein diese Wortwahl zeigt, dass sie sich mit moderner Kunst nicht ausreichend auseinandersetzen wollen oder können. (Außerdem verwendet man den Begriff „Nihilismus“ in der Philosophie länger schon nicht mehr, weil er mehrdeutig ist und einen diffamierenden Charakter hat.)
Ach, wirklich? Entweder das, oder es sind nihilistische Schmierereien. Ich schließe mich dem Philosophen Stephen Hicks an: http://www.atlassociety.org/why_art_became_ugly
Sie schreiben, sie stünden für „die freie Welt und ihre Werte“ (wo ist die denn?), meinen damit aber ausschließlich ihre eigene Freiheit und ihre eigenen Werte, die sie ja sogar mit dem von ihnen in einem Video vertretenen „gerechtfertigten Krieg“ (gegen die Freiheit von Anderen übrigens!) verteidigen würden. Merken sie wirklich nicht, dass da was nicht stimmt an ihrem „System“?
Ach, meine ich das damit? Und woher wissen Sie, was ich damit meine? Können Sie in meinen Kopf reinsehen? Ich meine, was ich sage. Ich meine universelle Menschenrechte. Ein gerechter Krieg ist ein Verteidigungskrieg, womit man seine eigenen Rechte legitimerweise schützen darf. Oder soll man sich umbringen lassen? Ihre Kommentare sind vollkommen uninformiert und eine einzige Peinlichkeit. Ich werde mir das nicht antun, gehen Sie bitte anderswo Ihre Anmerkungen tätigen.
Ach noch so’n „Philosoph“! Noch’n „System“! Alles klar!
Das ist dasselbe System. Und das ist kein „Philosoph“, sondern ein Philosoph mit Ph.D., akademischen Veröffentlichungen und allem, was dazu gehört. Sogar für Wikipedia sind Linke schon zu faul, einfach nur noch unfassbar! Besser mal jemandem die Qualifikation absprechen, als kurz zu googeln. http://en.wikipedia.org/wiki/Stephen_Hicks
Na, aber immerhin sehen sie sich veranlasst einen neuen Artikel zu starten … interessant!
Natürlich weiß ich was sie meinen mit ihrer „freien Welt und deren Werte“ und sie meinen jedenfalls nicht die Freiheit der Andersdenkenden damit!
Mann Junge, ich kenne Stephen Hicks, da muss ich nicht googeln. Nur weil einer Philosoph „mit allem drum und dran“ ist, heißt das nicht, dass er recht hat. Müsstest du eigentlich wissen …
Um zu entscheiden, ob du einen Kommentar freischaltest oder löschst, musst du ihn lesen. Das reicht mir schon. Danke!
Ich höre das nicht zum ersten Mal. Tatsachen ändern sich nicht durch persönliche Betroffenheit.
@sba
Leider muss ich feststellen, lieber sba, dass meine auf deine 6 Punkte bezogenen Argumente von Big Brother wieder gelöscht wurden. Schade … aber ich habe sie mir gemerkt, deshalb hier nochmal:
@sba (von vorhin)
zu 2. Tepco wurde NACH der Katastrophe verstaatlicht (genau wie die Hypo Real Estate übrigens, um ein Bsp. aus unseren Breiten zu nennen)um die Kosten der Katastrophe zu sozialisieren, nachdem die Gewinne des Privatunternehmens zuvor natürlich privatisiert worden waren!
zu 3. Wenn du Fukushima eine Naturkatastrophe nennst disqualifizierst du dich als ernst zunehmenden Beobachter des Weltgeschehens selbst. (Genauso sind wahrscheinlich die Erzeuger von Atommüll, nachdem sie ihre Gewinne eingefahren haben deiner Meinung nach nicht für die Entsorgung/”Endlagerung” zuständig, sondern der Staat?
zu 4. Bist du sicher? Selbst wenn, Spätfolgen zählen bei dir nicht?
zu 5. Bleib’ mir bloß mit dieser traumatisierten “Philosophin” weg, deren “Lehren” auf dreisten Lügen basieren. Die Kapitalisten haben nicht “alles gegeben” (wie Rand behauptet) an die “Verlierer”, “Nassauer”, “Schmarotzer”, “Plünderer”, sondern haben alles genommen und damit erst Armut zementiert. Die Kapitalisten waren nicht “stets die Gebenden” (wie bei Rand behauptet wird), sondern stets und von vorneherein die Nehmenden. Und im übrigen ist die Schlussfolgerung aus all dem Rand’schen Kapitalistenkitsch sogar auch noch sehr dumm, denn das gemeine Volk, von dem sich die Kapitalisten laut Rand abwenden sollen (“We do not need you!”), wird sehr wohl “gebraucht”, nämlich als möglichst dumme und ungebildete Verbraucher- und Konsumentenmasse.
zu 6. Geht leider nicht, weil Vernunft etwas ist, was dir ganz offensichtlich nicht zur Verfügung steht.
Du kannst anderswo rumtrollen. Deine Beleidigungen braucht hier niemand.
Ich achte ja Intelligenz. Vor allem dann, wenn jemand die Dinge die er für wertvoll hält auch begründen kann. Allerdings sind einige Begründungen m.E. (!) falsch.
zu 1. Den freien Markt gibt es nicht. Er ist eine Abstraktion. Ohne staatliche Eingriffe würde ein "freier" Markt zur Monopolbildung führen und damit sich selbst zerstören.
zu 2. Armut ist nicht Not durch eigenes Verschulden, sondern gerade heutzutage Einkommenslosigkeit infolge unzureichender Arbeitsmöglichkeiten. Diese sind eine direkte Folge der Produktivität des Kapitalismus. Insofern ist Wohlwollen keine Tugend sondern eine Pflicht.
zu 3. Auf den Trickle-down-Effect warten wir seit Jahren vergeblich.
zu 4. Das Böse siegt aber auch dann, wenn man den Menschen einredet, das es gut ist. Jedenfalls dann, wenn man die journalistischen Möglichkeiten dazu hat.
zu 5. Gegen das "Händlerprinzip" kann man nichts sagen, solange der Tausch freiwillig bleibt.Handelssysteme haben über Jahrhunderte funktioniert, z.B. im Orient, allerdings deshalb weil Händler, die sich des Vertrauens nicht würdig erwiesen haben, ausgeschlossen wurden. Im Hochfrequenzhandel z.B. ist genau das nicht möglich.
zu 6. Aha, jetzt sollen wir auch noch die Meere privatisieren? Bei allem Wohlwollen, aber versuche doch bitte mal den Gedanken konsequent weiter zu gehen. Privat heißt doch wohl auch Ausschluß der Öffentlichkeit. Spätestens bei der Privatisierung der Luft gibt es Probleme mit den Menschenrechten, wetten?
zu 7. Das würde mir auch auf die Nerven gehen. Gewalt ist keine Lösung.
zu 8. Dem Mangel an Kapitalismus wäre in der dritten Welt doch leicht abzuhelfen. Dummerweise entwickelt sich gerade so ein Land wie China am dynamischsten. Schöner Mist.
zu 9. Da hast Du mal recht. Wenn es einen freien Markt gibt, dann müssen auch die Regeln des Marktes konsequent eingehalten werden. Dazu gehört, das ein Unternehmen, das schlecht wirtschaftet pleite geht (Marktaustritt). Warum jetzt diese ganzen Banken oder irgendwelche Staaten "gerettet " werden müssen, erschließt sich mir nicht und ist das ganze Gegenteil von Kapitalismus. Diese Rettungssachen müssten verboten werden, weil sonst die unsichtbare Hand am Markt nicht sortieren kann.
zu 10. Das verstehe ich jetzt nicht. Gibt es doch eine Hölle?
zu 11. Doch doch, Kultur ist politisch und Politik ist Kultur. War es immer und wird es bleiben.
zu 12. und 13. Stimmt, da bin ich Deiner Meinung.
Das Problem ist nicht, ob eine freiheitlich oder eine zentralistische Ordnung den Markt und die Gesellschaft bestimmen, sondern welche Menschen das tun. Menschenrechte können auch in kommunistischen oder religiösen Staaten geachtet werden und in demokratischen Ländern können Menschenrechte auch missachtet werden. Der Kapitalismus hat seit seiner Existenz unglaubliche technische Leistungen hervorgebracht, aber nicht ein Einziges der grundlegenden menschlichen Probleme wie Frieden, Hunger oder Einkommenslosigkeit gelöst. Global nicht und regional auch nicht. Vor dieser Tatsache kann man sich mit allerlei philosophischen Worten drücken, aber es kommr nicht darauf an, die Welt zu erklären, sondern sie zu verändern.
Es ist Zeit für etwas Neues.
Da sind einige ökonomische Missverständnisse vorhanden, ich empfehle ergänzend: http://www.parteidervernunft.de/faq