
„Weltweit hat der rücksichtslose Umgang mit der Umwelt schlimme Folgen“, beschweren sich die Grünen auf der Website ihrer Bundestagsfraktion. Und über die „neoklassische Wirtschaftsweise“ schreibt der Grünen-Politiker Kai Klose, Sprecher für Wirtschafts-, Wohnungs-, Lesben und Schwulenpolitik der hessischen Grünen: „Das dieser Theorie innewohnende Problem ist heute offensichtlich: Die Natur hat keinen Preis. Sie gehört niemandem und damit ist sie kostenlos.“
Ungefähr 90 Prozent des Klose-Artikels sind blanker Unsinn – aber in diesen zwei Sätzen steckt eine gewisse Wahrheit. Verteidiger der freien Marktwirtschaft müssen darauf eine Antwort geben können. Hier ist meine. Die Frage lautet konkret:
Flüsse, Seen, das Meer, Naturschutzgebiete, seltene Tierarten, der Regenwald, das Eis der Arktis – sie alle sind nicht Gegenstand des freien Tausches von Gütern und Dienstleistungen, der Marktwirtschaft. Wie also können wir mit rein marktwirtschaftlichen Methoden den Schutz von Dingen garantieren, die niemandem gehören?
Außerdem werde ich auf die Vorstellung der Grünen eingehen, der Umweltschutz sei ein „Wert an sich“ und wir könnten die Umwelt mit diesem Verständnis besser schützen.
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Der Natur einen Preis geben

Wie schützen wir die Umwelt? Indem wir die Umwelt privatisieren. Indem wir externe Effekte internalisieren. Indem wir dafür sorgen, dass die Natur einen Preis hat. Und was nicht sinnvoll privatisiert werden kann (die Luft, die Tiefsee, das Weltall), sollte durch klarer definierte Eigentumsrechte geordnet werden.
Bedeutet das, dass in Naturschutzgebieten nach Rohstoffen gegraben und die schöne Landschaft verschandelt wird? Nicht unbedingt – nicht dann, wenn es den Menschen mehr wert ist, in schönen Landschaften herumzulaufen, in denen nicht nach Rohstoffen gegraben wird. Dann würde sich der Tourismus in Naturschutzgebieten mehr auszahlen als die Förderung von Rohstoffen in Naturschutzgebieten, sofern man nicht beides kombinieren kann. Und falls sich ein privater Investor findet, der der Meinung ist, dass Naturschutzgebiete von der menschlichen Anwesenheit verschont werden sollten, ist auch das in der freien Marktwirtschaft kein Problem. Freie Marktwirtschaft bedeutet, dass die Menschen im Zweifelsfall das bekommen werden, was ihnen am meisten wert ist – wofür sie am meisten einzutauschen bereit sind.
Bedeutet das, dass seltene Tierarten ausgerottet werden? Wenn sich Tierschützer finden, denen der Schutz der seltenen Tierarten mehr wert ist als den Jägern deren Tod, so würde es im Kapitalismus zu einem Schutz seltener Tierarten kommen. Wenn die Tierschützer nur rhetorische Floskeln um sich werfen und ihnen die seltenen Tierarten tatsächlich keinen müden Cent wert sind, so werden sie jene in die Hände bekommen, die mehr von ihrem Tod als von ihrem Leben profitieren. Wenn jemand eine seltene Tierart schützen möchte, kann er sie sich, kurz gesagt, einfach kaufen – beziehungsweise ihren natürlichen Lebensraum.
Bedeutet das, dass jemand das Meer kaufen und es verseuchen dürfte? Das Meer wird gerade darum verseucht, weil es niemandem gehört. Was niemandem gehört, versucht sich jeder rücksichtslos unter den Nagel zu reißen, bis nichts mehr davon übrig ist. Bis die Meere überfischt, übermüllt und verseucht sind. Es gehört ja niemandem. Also gibt es einen Wettlauf um die rücksichtslose Ausbeutung des Meeres. Das Meer gibt es umsonst – also ist es offenbar nichts wert, nicht wert, in einem sauberen, gesunden Zustand erhalten zu werden. Wenn die Grünen dies schon explizit anerkennen, müssten sie auch mit meiner Lösung etwas anfangen können.
Niemand investiert viele Millionen Euro in etwas, nur um es zu zerstören. Ein Mann kauft sich kein Auto, um es absichtlich gegen eine Wand zu fahren. Ein Mann kauft sich kein Haus, um es abzureißen. Ein Mann kauft sich kein Gemüse, um es wegzuwerfen. Wir kaufen uns Dinge, weil wir von ihnen profitieren oder dies jedenfalls glauben. Wer sich für viele Millionen Euro einen Teil des Meeres kauft, wird es wirtschaftlich sinnvoll in seinem eigenen Interesse nutzen. Er wird dafür sorgen, dass es den Fischen in seinem Meeresgrundstück gut geht – damit die Kunden seine Fische kaufen. Er wird dafür sorgen, dass das Wasser rein ist – damit Badegäste dafür bezahlen, darin zu schwimmen. Er wird keine Öltanker sein Grundstück passieren lassen, wenn er nicht überzeugt ist, dass sie sicher sind.
Bedeutet das, dass die Luft von einem Industriellen gekauft und verseucht werden darf? Der Ökonom Murray Rothbard schrieb über die Teil-Privatisierung der Luft. Demnach würde niemand die gesamte Luft in einer geografischen Region besitzen. Jedoch wäre die Luft in und über seinem Eigentum, etwa über seinem Haus oder seiner Fabrik, ebenfalls sein Eigentum. Das bedeutet einerseits, dass er die Luft zum Beispiel in seiner Garage mit Benzindämpfen verunreinigen und darin ersticken darf, sofern er niemand anderem damit schadet. Es bedeutet aber auch, dass niemand das Recht hat, die Luft zu verunreinigen, die andere einatmen müssen.
Man darf nicht mit seinem Eigentum das Eigentum oder das Leben anderer Menschen schädigen. Sowohl exzessiver Lärm als auch schädliche Luftverschmutzung kämen rechtlich betrachtet einem Übergriff auf das Eigentum und das Leben anderer Menschen gleich. Wer sich also vor der Teil-Privatisierung der Luft fürchtet, sollte bedenken, dass diese ein wirkungsvolles Mittel gegen Lärmbelästigung durch Flugzeuge und Luftverschmutzung sein könnte.
Bedeutet das, dass jemand die Straßen privatisieren und sie in Rennstrecken für rücksichtslose, reiche Raser umfunktionieren könnte, welche die Atmosphäre mit einem unendlichen CO2-Ausstoß beglücken dürften? Im Gegenteil. Auch die Straßen wären in einer kapitalistischen Gesellschaft Privateigentum. Ist der Eigentümer einer Straße daran interessiert, dass möglichst viele Unfälle auf seiner Straße passieren und die Leute in den Zeitungen lesen können, wie gefährlich seine Straßen sind? Wohl kaum. Also wird er sinnvolle Geschwindigkeitsbegrenzungen erlassen und die Straße so konstruieren, dass sie sicher ist. Sonst fährt ja niemand mehr darauf. Möchten Spaziergänger oder auch Autofahrer gerne auf diesen Straßen möglichst viel Kohlenstoffdioxid einatmen oder eher weniger? Je nach Straßenlage könnte der Eigentümer sogar besonders schmutzige Fahrzeuge auf seiner Straße verbieten.
Verschwendung von Rohstoffen?
„Durch Verschwendung und Verschmutzung werden die Lebensgrundlagen kommender Generationen zerstört“, klagen die Grünen. Nicht-regenerierbare Rohstoffe gehen irgendwann zur Neige, also sollen wir sparsam mit ihnen umgehen.
Die Auffassung, wie materielle Produkte entstehen, teilt die ökologische Bewegung grundsätzlich mit Karl Marx: Fabriken sind demnach einfach da. Die Arbeiter brauchen sie sich nur zu nehmen und darin ihre physische Arbeit zu verrichten. Produkte werden sich daraufhin irgendwie von selber materialisieren mit Hilfe der Maschinen, die bestimmte Arbeiter bedienen. Unternehmer, Manager, Erfinder, Denker – braucht man alles nicht. Das sind nur die „Kapitalisten“, die Geld machen mit der physischen Tätigkeit der Arbeiter. Das sind nur die „Ausbeuter“, die selbst keine „produktive“ (damit meinen die Marxisten ausschließlich physische) Arbeit verrichten.
Die Grünen glauben, dass die Umwandlung von Rohstoffen in materielle Produkte ebenso funktioniert: Durch bloße physische Tätigkeit. Man bohrt ein wenig im Boden herum, stößt auf Erdöl, pumpt es aus dem Boden raus und schon bald hat man unter Zuhilfenahme irgendwelcher Maschinen irgendwie Benzin und Plastik, etc. Und in diesem Boden, schlussfolgern die Grünen, kann ja nicht unendlich viel Erdöl drin sein. Denn, wenn man Beeren aberntet oder Kartoffeln ausgräbt, sind irgendwann auch keine mehr da.
Aus der Gleichung haben sie die Ursache des modernen Wohlstands herausgenommen: Den Unternehmer. Der Unternehmer ist derjenige, der sich der Wissenschaften bedient, um herauszufinden, welche Rohstoffe man auf welche Art und Weise in Werte verwandeln kann, die den Menschen dienen und für die sie Geld bezahlen. Daraufhin plant er die Umwandlung der Natur in menschliche Werte, organisiert sie, führt sie aus.
Grüne und Marxisten starren auf den Vorgang der Umwandlung von Erdöl in Kunststoff und Treibstoff wie Wilde aus dem Dschungel, die den weißen Mann beobachten. Sie sehen, wie der weiße Mann Löcher in den Boden gräbt, etwas herausholt und sie hören, wie der weiße Mann erklärt, dass seine Autos damit fahren und seine Plastikboxen daraus gemacht sind. Wie der weiße Mann diese wundersamen Dinge zustandebringt, das verstehen die Wilden nicht. Aber es scheint ganz einfach zu sein. Er braucht nur physische Arbeit dazu.
Tatsächlich ist die Umwandlung der Natur in Werte ein kreativer und intellektueller Prozess, der von der Anwendung des menschlichen Verstandes abhängt. Daher das grüne Unverständnis gegenüber allem, was sich seit der industriellen Revolution zugetragen hat. Mit anderen Worten können wir Öl effizienter nutzen, wir können Öl durch andere Rohstoffe ersetzen, wir können bereits transformierte Produkte recyclen – die Möglichkeiten sind grenzenlos. Alex Epstein vom Ayn Rand Institute beantwortete die Frage, ob uns das Öl ausgehen und so unsere Wirtschaft austrocknen wird, mit „Nein“ und hier ist seine Erklärung:
„Weil in einem freien Markt, wenn die Nachfrage steigt oder das Angebot sinkt, die Preise steigen und daher die Unternehmer einen Anreiz haben, bessere Methoden zu finden, wie sie Öl lokalisieren und extrahieren können – oder Ersatzstoffe für Öl finden.“
Einschub: Eine effizientere Methode für die Gasförderung wurde mit dem „Fracking“ erfunden. Die Grünen sind dagegen. Weiter mit Epstein:
„Zum Beispiel wurde Öl zur Elektrizitätserzeugung durch Kohle und Erdgas ersetzt. Sobald die Ölvorkommen tatsächlich erschöpft sind (was noch lange dauern wird), werden steigende Preise Unternehmern jeden Anreiz geben, wirklich Erfolg versprechende Ersatzstoffe zu finden. Vielleicht auf der Grundlage von Erdgas, nuklearer Energie oder einer bislang noch nicht erfundenen Technologie.“
Einschub. Thema: Nukleare Energie. Die Grünen sind dagegen. Weiter mit Epstein:
„Das werden sie jedenfalls tun, sofern die Regierung sie nicht durch Restriktionen auf Erschließung, Minenbau, Bohren oder industrielle Entwicklung – oder durch die Verzerrung des Marktes durch Subventionen – davon abhält.“
Einschub: Die Grünen halten Unternehmer durch Restriktionen davon ab, neue Ölquellen zu erschließen, siehe hier und hier. Weiter mit Epstein:
„Darum ist die Regierungspolitik – nicht die endliche Quantität von irgendeinem Rohstoff – die tatsächliche Bedrohung unserer zukünftigen Energieversorgung.“
Umweltschutz als „Wert an sich“

„Umweltschutz ist für uns ein Wert an sich“, schreiben die Grünen ferner. Diese philosophische Aussage bedeutet, dass der Umweltschutz als solcher, unabhängig vom Menschen und von menschlichen Werten, etwas Gutes sei. Laut der objektivistischen Philosophie ist hingegen nur eine Entität ein „Wert an sich“: Der Mensch. Nicht die Umwelt. Und schon gar nicht der Umweltschutz.
In der Praxis bedeutet der Umweltschutz als Wert an sich, dass jemand, der die Umwelt schützt – nicht unbedingt zum Wohle des Menschen, sondern generell – , laut Definition etwas Gutes tut.
Die Grünen versus friedliche Naturvölker
Angenommen, ein See, von dem ein Naturvolk existenziell abhängig ist, trocknet aus. Das Naturvolk begibt sich auf die Suche nach einem neuen See. Sie finden auch einen, doch es gibt ein Problem: Ein Grünenpolitiker steht mit verschränkten Armen vor dem See und verbietet dem Naturvolk, das Wasser zu trinken oder sich im See zu baden.
Die Kinder könnten auf seltene Frösche treten, die im See leben. Sagt er. Die Jäger könnten seltene Fische ausrotten, die im See leben. Das Naturvolk könnte den See leer trinken, wenn es nicht rechtzeitig regnet. Das natürliche Gleichgewicht und seltene Spezies und der See überhaupt sind gefährdet. Würde das Naturvolk andererseits nicht den See für sich nutzen dürfen, würden alle verdursten.
Mit dem Gewaltmonopol des Staates an seiner Seite kann der Grünenpolitiker jedoch seine Vorstellung vom „Umweltschutz als Wert an sich“ durchsetzen. Und die Mitglieder des friedlichen Naturvolks können ins Gras beißen (bzw. können sie nicht, weil auch das Gras als Teil der Umwelt geschützt werden muss).
Der wahre Wert an sich
Der objektivistische Philosoph Michael S. Berliner vom Ayn Rand Institute fand bereits eine passende Replik auf die Idee, die Umwelt oder deren Schutz sei ein „Wert an sich“, beziehungsweise ein „intrinsischer Wert“:
„Die Natur, versichern sie, hat einen ‚intrinsischen Wert‘, solle für sich selbst verehrt werden, unabhängig von irgendeinem Vorteil für den Menschen. Folglich ist dem Menschen verboten, die Natur für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Da die Natur angeblich als solche Wert und Güte besitzt, wird jede menschliche Handlung, welche die Umwelt verändert, notwendig als unmoralisch gebrandmarkt. Umweltschützer führen dieses Argument eines intrinsischen Wertes nicht im Falle von Löwen an, die Gazellen auffressen oder von Bibern, die Bäume fällen; sie führen es nur gegen den Menschen an und nur, wenn der Mensch etwas haben möchte. Das Konzept der Umweltschützer vom intrinsischen Wert ist nichts anderes als das Verlangen, menschliche Werte zu zerstören.
„Die intrinsische Theorie“, beklagt Ayn Rand, „trennt das Konzept des ‚Guten‘ von jenen ab, die davon profitieren, und das Konzept des ‚Wertes‘ vom Wertenden und einem Ziel – sie behauptet, das Gute sei gut in sich, durch sich und als es selbst“ (The Virtue of Selfishness, S. 21). Tatsächlich, so stellt Rand fest, ist es anders: „Das Konzept des ‚Wertes‘ ist nicht primär; es setzt eine Antwort auf die Frage voraus: Von Wert für wen und für was?“ (The Virtue of Selfishness, S. 16).
Werte existieren in einer Hierarchie und einige werden nur als Mittel zu anderen, höheren Zwecken angestrebt. Dies impliziert die Existenz eines ultimativen Zweckes, der das Fundament der Hierarchie darstellt. „Ohne einen ultimativen Zweck oder ein ultimatives Ziel kann es keine niederen Zwecke oder Ziele geben… Nur ein ultimativer Zweck, ein Ziel, das sein eigenes Ziel ist, ermöglicht die Existenz von Werten.“ (The Virtue of Selfishness, S. 17). Dinge gelten als gut oder böse, wertvoll oder schädlich, nur insofern sie dem ultimativen Zweck dienen oder ihm schaden. „Der Mensch muss seine Handlungen, Werte und Ziele anhand des Maßstabs dessen wählen, was dem Menschen angemessen ist – um diesen ultimativen Wert, den Selbstzweck zu erreichen, zu erhalten, auszufüllen und zu genießen, der sein eigenes Leben ist.“ (The Virtue of Selfishness, S. 26)
Nichts anderes als das individuelle menschliche Leben, das eigene Leben, kann also ein „Wert an sich sein“. Nicht die Umwelt, nicht der Umweltschutz. Nur der Mensch ist ein Wert an sich. Wer dies leugnet und etwas anderes als Maßstab der Ethik ansieht, der nimmt es in Kauf, dem menschlichen Leben zu schaden.
Fazit

1. Wir sollten die natürliche Umwelt privatisieren, um ihr einen Preis zu geben. Dadurch erhalten Menschen die nötige Motivation, im eigenen Interesse die Umwelt zu schützen.
2. Das menschliche Leben ist ein Wert an sich. Nicht die Umwelt. Nicht der Umweltschutz. Die Umwelt ist für den Menschen ein Wert.
3. Wer die Umwelt oder deren Schutz als „Wert an sich“ ansieht, der nimmt die Zerstörung des menschlichen Lebens im Dienste des Umweltschutzes in Kauf.[/cleeng_content]