Gender Studies: Wir machen keine Wissenschaft

Wie man mit einem Versuch, seine Ideologie zu verteidigen, so gut wie jeden Vorwurf der Gegner geradezu penibel bestätigen kann, das erfährt man in der Publikation Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie von der Heinrich Böll Stiftung. Die Gender Studies sind angetreten, die eigene „Forschung“ vor den Gegnern zu verteidigen und diese dabei alle in einen Topf zu werfen, von verrückten Neonazis und christlichen Fundamentalisten bis zu Evolutionsbiologen und SPIEGEL-Redakteuren. Die Einleitung ist eine gelungene praktische Einführung in das Basteln einer paranoiden Verschwörungstheorie.

Am philosophisch interessantesten fand ich den Beitrag über Epistemologie. Dort erfährt man folgendes über die Methodik der Gender Studies:

«Diskussionen über Methodologie und Methoden in der Frauen- und Geschlechterforschung können auf eine mehr als zwanzigjährige Entwicklungsgeschichte zurückgreifen. Als zentrale Erkenntnis dieser Diskurse gilt bis heute, dass Methoden keine neutralen Forschungsinstrumente sind, die unabhängig vom Untersuchungsgegenstand, dem sozialen Standort der Forschenden, ihren Interessen und theoretischen Vorannahmen Gültigkeit haben. Von daher stand das Verhältnis zwischen Erkenntnisinteresse und Methodenwahl sowie der (Selbst-)Reflexion der Forschenden von Anfang an im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit» (Althoff/Bereswill/Riegraf 2001, Klappentext des Lehrbuchs). (S.33)

Mit anderen Worten haben die Methoden der Gender Studies keinen Anspruch auf Objektivität, auf wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und somit auf Wissenschaftlichkeit. Denn die wissenschaftliche Methode zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie sehr wohl zu Ergebnissen führt, die unabhängig von Klasse, Geschlecht, Hobbys und Lieblingskuchen der Forscher gültig sind – eben weil sie eine objektive Erkenntnismethode (zur Erkenntnis der objektiven Realität tauglich) ist. Es gibt nur einen Grund, warum Gender Studies Advokaten das leugnen würden: Weil ihre eigene Methode nicht objektiv ist. Für Objektivität haben die Gender Studies nur einen Kommentar wie diesen übrig:

Ausgangspunkt ist, wie die Wissenschaftshistorikerin Evelyn Fox Keller es nennt, das «analysebedürftige […] Paradox» (Fox Keller 1995: 69), «daß in der menschlichen Gattung ‹Objektivität› ein Privileg des Männlichen ist. […] [W]ie kann der wissenschaftliche Geist zugleich als männlich und als körperlos angesehen werden? Wie kann Denken als ‹objektiv›, d. h. als unpersönlich und vom Selbst losgelöstes Denken, und gleichzeitig als das ‹Denken eines Mannes› verstanden werden?» (S.33)

Wie schon in meinem Video zum Thema gesagt: Der Feminismus ist chauvinistisch. Hier ist einer von vielen Belegen. Die Objektivität selbst soll „männlich“ sein, während Frauen anders denken, nämlich ihren Gefühlen folgend, also gar nicht. Das ist eine extrem sexistische, ja geradezu frauenverachtende Aussage. Natürlich können auch Frauen objektiv denken und werturteilsfreie Wissenschaft betreiben, die der Erkenntnis der Realität dient. Forschung, die die Realität akkurat beschreibt und bei der keine Fakten verdreht oder erfunden werden, um einer Ideologie zu dienen. Es ist wahr, dass man hierzu eine rationale Epistemologie und Metaphysik benötigt, also eine objektive philosophische Grundlage. Auch benötigt eine Spezialwissenschaft eine theoretische Grundlage. So muss man erst einmal wissen, was – allgemein gesagt, die Rede ist nicht von einem speziellen Ergebnis – man mit welchen Methoden herausfinden möchte, um es herausfinden zu können.

Auf Grundlage des Wissens, über das man bereits verfügt, stellt man fest, dass es da eine offene Frage gibt, die man beantworten möchte, etwa ob Blitze aus Elektrizität bestehen, und entwirft Experimente, um dies zu prüfen. Laut dem Kritischen Rationalismus (von dem ich nicht viel halte) kann man auch durch Visionen und spontane kreative Eingebungen oder Träume willkürlich auf Hypothesen kommen, die man überprüfen möchte. Laut dem KR ist die Erklärung, die man durch Experimente sorgfältigt bestätigt hat, nur eine bislang nicht widerlegte Vermutung. Laut der objektivistischen Epistemologie hingegen ist sie, insofern man genau definiert hat, was man herausgefunden hat und für welchen Bereich, für welches Phänomen genau die Aussage in welchem Kontext gilt, einfach wahr. Weil die Erklärung objektiv gültig ist.

Die postmoderne Philosophie, die hier als Grundlage der Gender Studies angeführt wird, negiert die Objektivität und geht noch ein paar Schritte weiter als der ohnehin bereits zu relativistische Kritische Rationalismus. Die Gender Studies sagen von sich selbst aus, dass sie keine objektiven Methoden haben und dass sie nicht die objektive Realität erforschen, weil es keine gebe. Was auch immer es ist, was sie tun (marxistische Ideologie), es ist keine Wissenschaft. Als schlechte Philosophie kann es auch nicht durchgehen, weil es dafür zu schlecht ist und die Gender Studies Fraktion überhaupt nicht in der Lage ist, die epistemologische Kritik von anderen Schulen auch nur zu verstehen und mit ihnen in einen ernsthaften Dialog zu treten, wie dieses peinliche Paper mal wieder beweist. Gender Studies ist mehr eine Art paranoide Sekte, die sich vor aller Kritik abschottet und die Gegner in einen Topf wirft und sie als Klassenfeinde dämonisiert. An Hochschulen hat so etwas nichts verloren.

Die Argumentation, warum das Gender Mainstreaming gar keinen neuen Menschen erschaffen wolle, sollte man sich nicht entgehen lassen:

Der Vorwurf der Umerziehung durch Gender Mainstreaming ist jedoch widersinnig: Erstens wurde gerade die Zuweisung von Geschlecht, wie oben gezeigt, von den Gender Studies kritisiert. Selbst wenn gendertheoretische Überlegungen bruchlos in die Strategie Gender Mainstreaming überführt worden wären (wie Zastrow es nahelegt, was so jedoch nicht stimmt – siehe unten), selbst dann also würde dies nicht in Umwandlung oder Umerziehung münden. Wäre es damals nach Haraway, Fausto- Sterling und Butler gegangen, dann hätten keinerlei «geschlechtsanpassende» Operationen und keine Umerziehungsbemühungen stattgefunden, denn Geschlecht wäre keine Kategorie der eindeutigen Zuweisung mehr und die Eingriffe wären schlicht überflüssig gewesen. Diese Idee von Gender, nämlich Menschen aufgrund ihres Geschlechts nicht mehr in vorgefasste, starre Rollen zu schieben, impliziert Freiheit statt Zwang. (S. 23)

Der Grund, warum Gender Mainstreaming also gar kein Einheitsgeschlecht erschaffen möchte, lautet, dass die Vertreter der Gender Studies die Existenz von Geschlechtern leugnen. Da es keine verschiedenen Geschlechter, Mann und Frau, gibt, sondern diese nur soziale Konstruktionen sind, kann man die Geschlechter auch nicht gleichschalten. Man kann nichts gleichschalten, das es gar nicht gibt. Gewiss: Könnte man das, würden sie es sofort machen. Aber Mann und Frau sind nur Fantasiegebilde.

Die Realität gibt es aber offensichtlich und dies zu leugnen ist ein schwerwiegender metaphysisch-epistemologischer Fehler, wahrscheinlich begründet durch einen psycho-epistemologischen Defekt: Die Unfähigkeit, das Bewusstsein zu fokussieren und Entitäten voneinander zu unterscheiden. Möglicherweise eine Form der autistischen Störung. Wer meint, es gebe keine Unterschiede zwischen Mann und Frau, ist wahrscheinlich in seiner frühen Lernentwicklung schwer geschädigt worden. Oder die Lernentwicklung wurde während des Aufenthaltes in der Universität wieder zunichte gemacht. Ein Geist kann nur so lange schlechter Philosophie standhalten, ohne daran zu zerbrechen.

Vielleicht sind sie auch einfach nur zu dumm für diese Welt, aber ich will hier keine Stellung beziehen in der Nature-Nurture-Debatte.