Radikale: Porträts einer zerstörerischen Leidenschaft (David Horowitz)

Horowitz: RadicalsDas Buch Radicals: Portraits of a Destructive Passion von David Horowitz bietet einen Einblick in die Denk- und Gefühlswelt bekannter amerikanischer Linksradikaler. Als Ex-Marxist zeigt Horowitz eindringlich auf, wie das linke Weltbild mit der Realität kollidiert und zerstörte Seelen zurücklässt.

Ungewöhnlich daran ist, wie tief Horowitz die Psyche seiner ehemaligen Genossen und anderer Linker erkundet – und, dass es vornehmlich darum geht, wie sich Linke mit ihrem verqueren Weltbild selbst zerstören. Normalerweise schreiben Konservative Bücher gegen den politischen Gegner, die davon handeln, wie sie andere zerstören. Dieses ist sozusagen humanistischer. Es ist vom Versuch geprägt, Menschen zu verstehen.

Von besonderem Interesse war für mich das Porträt eines Freundes von Horowitz, des inzwischen verstorbenen Journalisten Christopher Hitchens. Seine Schriften waren eine der Motivationen, warum ich mich selbst von der Linken abwandte – obgleich ich nie einen derartigen Schaden hatte wie viele Protagonisten dieses Buches.

Entgegen einer weit verbreiteten Auffassung, so erfährt man in „Radicals“, blieb Hitchens bis zu seinem Tod ein überzeugter Marxist der trotzkistischen Variante. Er gehörte zu einer Splittergruppe der Trotzkisten, die sich dadurch auszeichneten, dass sie davon absahen, real existierende kommunistische Regimes zu verteidigen. Vielmehr glaubten sie, der wahre Sozialismus sei noch nicht verwirklich worden. Hitchens glaubte am Ende selbst nicht mehr an die Existenz einer einflussreichen Arbeiterbewegung oder irgendeiner realistischen Aussicht auf die Revolution. Aber er glaubte weiterhin, die Revolution wäre eine gute Sache.

Das Porträt von Hitchens, einer widersprüchlichen Person – er argumentierte im Gegensatz zu anderen Linken gegen Bill Clinton und für den Irak-Krieg -, die trotzdem am Marxismus festhielt, ist faszinierend, aber nicht einmal das interessanteste Porträt in diesem Buch.

Aufschlussreich fand ich auch das Porträt von Bettina Aptheker, einer Professorin für Feminist Studies an der Universität von Kalifornien. Ihr Vater Herbert Aptheker war ein einflussreicher Historiker und Kommunist. In ihren Memoiren schreibt Aptheker, wie sie von ihrem Vater im Alter von drei bis dreizehn Jahren sexuell missbraucht wurde. Und sie berichtet von der Atmosphäre der Angst und Unterdrückung in ihrem Elternhaus. Ihre Eltern befürchteten während der McCarthy-Zeit, vom CIA verhaftet zu werden. Ihr Vater erzählte Bettina, schreckliche Dinge würden ihr zustoßen, sollte sie über den Missbrauch sprechen. Horowitz ist der Meinung, dass sie vielleicht auch hätten verhaftet werden sollen, schließlich waren die Apthekers aktive Mitglieder der herrschenden Partei eines verfeindeten Landes und hatten es auf den Sturz der amerikanischen Regierung und der freien Gesellschaft zu Gunsten eines totalitären Regimes abgesehen. Tatsächlich wurden selbst in der Zeit von Senator McCarthy nur wenige führende Kommunisten verhaftet und in der Regel schnell wieder auf freien Fuß gesetzt.

Aptheker wurde später zu einer lesbischen Buddhistin, die den Dalai Lhama als Gottkönig akzeptierte. Es gelang ihr außerdem, jenseits aller akademischen Standards das Fach Feminist Studies an der Universität von Kalifornien zu etablieren, das eine reine Aktivistenplattform für feministische Marxisten war. Und ist.

Am meisten Spaß macht das Porträt von Professor Cornel West. Er wird von der linken Intelligenz wie ein Prophet gefeiert, obwohl er nichts als Unsinn redet. Als ihn der Präsident der Harvard-Universität, Lawrence Summers, im Jahre 2000 ermahnte, statt Hip-Hop-Alben aufzunehmen vielleicht auch mal seine Kurse zu halten und akademische Arbeiten zu produzieren, reagierte West, indem er Lawrence Summers in die rechte Ecke stecken wollte (der „Ariel Scharon von Harvard“ – zurück in Princeton waren die Kollegen empört, dass West einen solch „infamen“ Vergleich ziehen sollte. Was auch immer infam sein soll am ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten). Laut West zeigten die Terrorangriffe vom 11. September den Amerikanern, was es heißt, ein Schwarzer in den USA zu sein und sich „unsicher, ungeschützt“ zu fühlen und „gehasst zu werden für das, was man ist.“

Auch die anderen Porträts sind absolut lesens- bzw. als Audiobuch hörenswert. Ein aufschlussreicher Ausflug in die Abgründe der linken Seele.

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Ein Kommentar zu „Radikale: Porträts einer zerstörerischen Leidenschaft (David Horowitz)

  1. Was die genannten streng Linken verbindet ist ein Menschenbild, das davon ausgeht, dass der Einzelne nicht kann und angeleitet werden muss.
    Diese Anleitung wiederum impliziert eine Art Herrschaftverhältnis zum angeleiteten Subjekt.

    Und hier beißt sich eben das vom Sapere Aude [1] inspirierte Linkssein mit dem, wo der Stoff stattfindet, da entsteht eine Inkonsequenz: Der ehemals herrschende Feudalist (oder: „Feudalist“) wird durch einen anderswie herrschenden Bürokraten abgelöst.

    Die ‚linke Seele‘ ist wegen des aufklärerischen Anspruchs demzufolge extra-‚abgründig‘.

    MFG
    Dr. W

    [1] hat natürlich nicht nur Linke angeleitet

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