Es scheint so, als wäre nicht mehr vom amerikanischen Schauspieler Charlton Heston im kulturellen Gedächtnis verblieben als sein Engagement für die amerikanische Waffenlobbyorganisation NRA (National Rifle Association). Wenn von ihm die Rede ist, höre ich jedes Mal, „das ist doch der Kerl mit den Waffen, den finde ich gar nicht gut“. Alles nur wegen dem kommunistischen Propagandafilmer Michael Moore und seinem manipulierten Heston-Interview in Bowling for Columbine. Moore lässt Heston in seiner „Dokumentation“ wie einen Rassisten aussehen.
Tatsächlich hat sich Heston sein ganzes Leben lang gegen den Rassismus ausgesprochen. 1963 begleitete Heston Martin Luther King Jr. – lange bevor der Anti-Rassismus in Hollywood ein Thema war. Heston war der erste weiße Schauspieler, der eine schwarze Frau auf der Leinwand küsste (nämlich Rosalind Cash in Der Omega-Mann). Typisch für die libertäre und konservative Auffassung, sprach er sich gegen die Affirmative Action (Schwarze sollen bevorzugt Zugang auf Studienplätze erhalten) als „umgekehrten Rassismus“ aus. Er engagierte sich sowohl gegen den Rassismus gegen Schwarze und amerikanische Ureinwohner (von denen er sagte, dass er selbst Vorfahren unter ihnen hatte), als auch gegen den Rassismus gegen Weiße. Heston war ein wahrer Anti-Rassist.
Dass jemand ein „Rassist“ sei, ist inzwischen ein beinahe gehaltloser Vorwurf. Einfach jeder, der nicht links oder auf die richtige Weise links ist, wird von der ideologischen Linken als „Rassist“ verschrien. Wenn mal wirklich einer Rassist ist, wird es keiner mehr glauben oder es niemanden mehr kümmern. Der Fall Charlton Heston zeigt aber noch viel mehr auf, nämlich die Geschmacklosigkeit, die Verachtung für die Hochkultur und den blanken Menschenhass, wie sie in der linken Intelligenz unserer Zeit verbreitet sind. Wenn irgendein verlogener, linksradikaler Propagandist einem Alzheimer-Patienten auflauert und sein Interview mit ihm so zusammenschneidet, dass der lebenslange Anti-Rassismus-Aktivist rassistisch klingt, und wenn eine Kultur das ernst nimmt und das gesamte Lebenswerk eines großen Schauspielers in den Hintergrund rücken lässt, dann nimmt sich diese Kultur selbst nicht mehr ernst und verdient es auch nicht mehr, ernst genommen zu werden.
Wenn Charlton Heston für eines steht, dann ist es Hochkultur. Ursprünglich war Heston Theaterschauspieler und hatte nicht vor, in Filmen mitzuwirken. Sein erster Auftritt war eine Rolle in Peer Gynt vom norwegischen Dramatiker Henrik Ibsen. Danach produzierte er die erste Tonfilmfassung von William Shakespeares Julius Cäsar, in dem er Mark Antonius spielte. Auf dem Broadway-Theater spielte er in Shakespeares Antonius und Cleopatra mit, dann in der Literaturverfilmung Sturmhöhe von Emily Brontë. Er spielte in Die größte Schau der Welt den Zirkusdirektor, ein Film von Cecil B. DeMille, der übrigens auch Ayn Rand ihre erste Arbeit in Hollywood verschaffte. Ben Hur, Michelangelo, El Cid, Hamlet, Planet der Affen – Charlton Heston war von Anfang an der Schauspieler, der anspruchsvolle Meisterwerke auf die Leinwand brachte. Mein Lieblingsfilm mit Charlton Heston ist Khartoum, in dem er an der Seite von keinem geringeren als Laurence Olivier spielt. Der Film handelt von dem Konflikt zwischen dem muslimischen Fanatismus und westlichen Werten. Heston spielt den britischen General Charles George Gordon und Laurence Olivier mimt den selbsternannten Mahdi (Mohammeds Nachkomme) Muhammad Ahmad. Beide treten überzeugt für ihren Glauben ein und auch der Mahdi kommt nicht umhin, Gordon für seinen aufrechten Kampf für seine Werte zu bewundern. Vergleicht man den Klassiker mit dem selbsthassenden Müll, den Hollywood heute zum Thema auszukotzen pflegt, bleibt einem die Spucke weg und man bekommt sie so schnell nicht wieder.
Anlass für diesen Beitrag sind einige recht unbekannte Werke von Heston, auf die ich zufällig gestoßen bin. Relativ spät in seiner Karriere, Anfang der 1990er Jahre, betätigte sich Heston als der Sprecher von einer Reihe von Audiobüchern der Reihe „The Giants of Philosophy“. Er stellt in jedem Teil der Reihe einen bedeutenden Philosophen vor, etwa Kant, Kierkegaard oder Nietzsche. Nun ist es nicht so, als hätte Heston dies tun müssen. Er hätte weitaus mehr Geld mit populäreren Projekten verdienen können oder indem er seine Zeit mit Werbespots verbracht hätte. Doch hatte er die Wahl, zog er immer das anspruchsvollere Projekt vor. Während unsere Prominenz ihre Zeit in Dschungelcamps und in Talkshows verbringt, widmete sich Heston der Volksaufklärung. Heston war, wie er selbst sagte, „ein Romantiker und Idealist“ in dem Sinn, dass er an große Menschen glaubte, die für ihre Werte kämpfen. Heute sind nur noch kleine Menschen übrig, die für die Zerstörung großer Menschen kämpfen.
Heston kann auch gut für sich selbst sprechen:
„Politische Korrektheit ist Tyrannei mit guten Manieren.“
„Erst hat man uns gesagt, was wir denken sollen, dann, was wir sagen sollen, also kann es nicht mehr lange dauern, bis man uns sagt, was wir tun sollen.“
„Ich habe einige der größten Männer der Geschichte gespielt und ich glaube an große Menschen, die heldenhafte Taten vollbringen, selbst in diesen egalitären Zeiten.“
Cooler Typ.
Seltsam, ich habe die Moore-Doku gesehen und hatte nicht den Eindruck, dass Heston als Rassist dargestellt wurde. Sondern lediglich als Waffennarr, der er ja zweifellos (auch) ist.
Doch, klar, weil er als Grund für die hohe Waffenkriminalität in den USA die Ethnien bei der Begründung ins Spiel bringt, habe die genaue Aussage vergessen. Ein großer Teil der Waffenkriminalität geht statistisch gesehen ja wirklich überproportional auf Banden zurück, die schwarz sind, weil es in den USA eine aggressive Subkultur namens Black Culture gibt (darüber singen die Gangsta Rapper). Heston kann Waffennarr sein, wie er will, aber Moore hat ihn als kaltherzigen Rechten dargestellt und dafür Reden von ihm manipulativ geschnitten.
@ Ulrich und Andreas:
Ich habe, angeregt durch diesen Artiel, gleichmal den Wikipediaeintrag angeschaut. Auf der Diskussionsseite ist eine Gegenüberstellung verlinkt.
Das, was Moore für den Film genommen hat und die ganze Rede:
http://www.hardylaw.net/Bowlingtranscript.html
Ich hoffe jetzt mal, dass das auch so stimmt. Moore hat zum Beilspiel den Satz „I have only five words for you: ‚from my cold, dead, hands'“ aus einer anderen Rede hineingeschnitten.
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Ich kenne den Film nicht, inzwischen ist Moore überhaupt nicht mehr mein Geschmack.
Auf jeden Fall fand ich bei Wikipedia ein nettes Detail über Heston.
Er hat seine Frau 1944 geheiratet und blieb bis zu seinem Tod mit ihr zusammen.
Er war 62 Jahre mit der selben Frau verheiratet und das als erfolgreicher Hollywoodschauspieler.
Das wirkt ziemlich anständig auf mich.