Bei meinen frühen satirischen Büchern wurde ich von jemandem kritisiert, der meinte, dass man nicht nur dagegen sein kann, sondern auch konstruktive Vorschläge machen sollte. Das ist allerdings nicht die Aufgabe von Satirikern, antwortete ich, da sie auf humoristische Weise auf Missstände und auf menschliche Mängel überhaupt hinweisen – in der Regel mit der Idee im Hinterkopf, dass die Leute natürlich die Missstände beheben werden und die Mängel ausräumen werden, wenn ihnen ihre Fehler bewusst sind.
Allerdings hatte mir die Kritik schon zu denken gegeben. In der Tat sollte man auch wissen, wofür man steht und nicht nur, wogegen man sich ausspricht. Wer nicht für seine eigenen Ideen kämpft, braucht sich nicht zu beschweren, wenn sich andere Ideen durchsetzen. Ich wollte also genau sagen können, wofür ich stehe und woran ich glaube. Das Ergebnis ist unter anderem meine Vermittlung der objektivistischen Philosophie.
Die Schattenseite einer wohlwollenden Haltung besteht darin, dass man Kommentare ernst nimmt, die es eigentlich nicht verdient haben. Ich denke mir immer: „Vielleicht gibt es ja hier nur ein Missverständnis, das man ausräumen kann.“ Ich denke in der Regel nicht: „Was für ein Arsch, ignoriere ich ihn besser.“ Mich hat jedenfalls der Kommentar in der Wolfsumfrage namens „Alles muss kaputt gemacht werden, weil, öhm, Objektivismus“ sehr geärgert.
1. Ich habe noch nie so argumentiert. Ich habe noch nie geschrieben: „Das sagt meine Philosophie, darum ist es richtig“. Wenn ich den Objektivismus überhaupt erwähnt habe, dann zusammen mit den Argumenten, die er bezüglich des aktuellen Diskussionsthemas anzubieten hat. Und nicht auf die Art und Weise, wie jemand sagt: „Das ist Gottes Wort, also richtig.“ Dazu kommt natürlich die Tatsache, dass man gerade laut dieser Philosophie vor allem durch Induktion (Beobachtung und Schlussfolgerung) zu Erkenntnissen gelangt. Und das wende ich an, ohne explizit zu sagen „das sagt der Objektivismus“. Ich schaue mir jeweils die Tatsachen an – Wölfe fressen Nutztiere, greifen manchmal auch Menschen an – und ziehe Schlussfolgerungen. Jeder rational denkende Mensch kann das nachvollziehen – dazu muss er überhaupt nichts über den Objektivismus wissen. Er muss lediglich seinen Verstand erhalten haben.
2. Es geht nicht darum, „alles zu zerstören“, sondern das menschliche Leben zu fördern und spezifisch das zu zerstören, was das menschliche Leben schädigt. Ich bin überzeugt, dass Tierrechte und ein zu weitgehender Tierschutz dem Menschen unnötig, aufgrund falscher Vorstellungen über Tatsachen oder einer falschen, anti-menschlichen Ethik, schaden. Darum bin ich dagegen. Ich bin nicht dagegen, dass Wölfe in Deutschland frei herumlaufen dürfen und man sie nicht mehr jagen darf, weil ich „Wölfe ausrotten will“, da ich so ein mieser Typ bin (ein ernsthafter Vorwurf mir gegenüber). Es geht bei der Jagd normalerweise nicht ums „ausrotten“ von irgendwelchen Tierarten, sondern um die Bestandskontrolle.
Im Falle der Wölfe halte ich es in der Tat für eine generell schlechte Idee, sie frei herumlaufen zu lassen. Darum muss man sie aber nicht „ausrotten“, sondern sie können in Tierparks, Zoos, in der Wildnis, in abgezäunten Naturschutzgebieten durchaus ihr Leben leben. Man sollte sie eben nicht ausgerechnet dort frei herumlaufen lassen, wo sie dem Menschen direkt oder indirekt schaden können. Ganz einfach.
3. Allgemein gesagt habe ich einen beträchtlichen Aufwand betrieben, um herauszufinden, welche Ideen und Positionen ich befürworten sollte. Und meine Gründe dafür habe ich in Büchern, in Artikeln und hier im Magazin erklärt. Beispiel moderne Kunst: Ja, ich habe mich mehrmals über moderne Kunst lustig gemacht. Aber: Ich habe auch die Kunsttheorie erklärt, die ich vertrete, ich habe meine Gründe genannt und ich habe eine Alternative aufgezeigt – ich habe erklärt, wie richtige und wie gute Kunst aussehen sollte und warum. Das Art Renewal Center tut dasselbe: Die Stiftung kritisiert Missstände, aber sie fördert auch aktiv gute Kunst.
4. Schließlich ein Hinweis: Wenn ich schreibe, dass eine Idee „dumm“ ist, dann heißt das nicht, dass die Menschen, die sie in die Welt gesetzt haben, dumm sind, und wenn ich die „dumm“ nennen sollte, gehe ich nicht davon aus, dass sie unheilbar immer wieder dumme Entscheidungen treffen müssen. Der Hintergrund bei meiner Kritik ist stets die Überzeugung, dass Menschen a) einen freien Willen haben und somit b) sich selbst verbessern können. Gut, es gibt da einen Fehler oder gut, ich hatte da eine unsinnige Idee – also beheben wir den Fehler und vertreten die Idee nicht länger! Die Schlussfolgerung lautet keineswegs, dass man dann „dumm ist“, auf irgendeine angeborene, unveränderliche Weise, wenn man mal etwas Dummes sagt oder tut. Das ist eine sehr europäische Sichtweise, aber meine Denkart ist sehr angelsächsisch. Niemand „ist“ von Natur aus einfach dumm. Dummheit ist kein natürliches menschliches Attribut, sondern ein behebbarer Denkfehler.