Meine Meinung über Pegida

Nicht nur Kamele sind doof (Bild: vahiju: IMG_7247.JPG. morgufile.com. Lizenz: M)
Nicht nur Kamele sind blöd (Bild: vahiju: IMG_7247.JPG. morgufile.com. Lizenz: M)

Meine Beiträge über Pegida kommen manchen Lesern etwas widersprüchlich vor. Inhaltlich sind sie aber nicht widersprüchlich, sondern behandeln verschiedene Aspekte des Themas. Außerdem ist meine Meinung zu dem Thema recht komplex. Hier kämpfen normalerweise edle Feministen gegen das finstere Patriarchat, es gibt einen Aufstand der Gutmenschen gegen zurückgebliebene Ossi-Rassisten und von auserwählten Abendlandsrettern gegen „Wirtschaftsflüchtlinge“. Von daher ist komplex verwirrend, wenn nicht unangebracht. So ein Pech aber auch. Weiterlesen „Meine Meinung über Pegida“

Pressefreiheit und Objektivität

Das weiß doch jedes Kind: Nur weil man unprofessionell arbeiten darf, sollte man es noch lange nicht tun. (Bild: gracey: JGS_mF_CurrentEvents.jpg. morguefile.com. Lizenz: M.)

Pressefreiheit heißt nicht das alle Objektiv berichten müssen. Es heißt das jeder berichten darf wie er will. Und das nicht gelogen wird.

Kommentar von Hobbes bei den ScienceBlogs zu meinem Beitrag Natürlich wird nicht objektiv über Pegida berichtet!

Die Freiheit, Restaurants zu betreiben, lieber Hobbes, heißt auch nicht, dass jedes Restaurant gutes Essen anbieten muss. Jeder darf Essen anbieten, wie er will. Solange die Gäste nicht gleich tot umfallen, nachdem sie es gegessen haben, darf man auch das ekelhafteste Zeug zusammenkochen. Weiterlesen „Pressefreiheit und Objektivität“

Brot und Boden

Lebensmittel aus der Heimat? Nein danke. Regional ist mir egal.  (Bild: MaxStraeten. morguefile.com. Lizenz M)
Lebensmittel aus der Heimat? Nein danke! Regional ist mir egal. (Bild: MaxStraeten. morguefile.com. Lizenz M)

Wir sollen möglichst unsere Lebensmittel und andere Produkte aus der Region beziehen und somit die örtliche Wirtschaft fördern. Das heißt es dieser Tage seitens immer mehr Organisationen, darunter staatliche Ministerien, die sich für die neue Autarkie stark machen. Ich habe diese Idee bereits aus ökonomischer Sicht in einem Beitrag kritisiert. Leider hat man nicht auf mich gehört, stattdessen gibt es weiterhin Initiativen für regionales Essen. Darunter das im Mai 2014 gestartete „Regionalportal“ der bayerischen Regierung. Nun, wenn Argumente sowieso nicht zählen, dann zücke ich den rhetorischen Vorschlaghammer und habe auch mal ein wenig Spaß. Weiterlesen „Brot und Boden“

Möchte jemand am Freitag beim Webinar mitmachen?

Ich habe mir überlegt, vielleicht doch erst im Januar mit den Webinaren weiterzumachen. Mir haben einige Leute mitgeteilt, dass sie jetzt vor Weihnachten keine Zeit haben. Hätte im Grunde selbst auf die Idee kommen können, aber in meinen Geiste spukte nur herum: „Ah, fertig. Gut, und online damit!“

Also, wenn jemand Freitag mitmachen möchte, bitte Bescheid sagen. Andernfalls gehts im Januar weiter.

Gemeint ist: Zurück zur Vernunft! Teil 2: Das Irrationale

Die Veranstaltung gestern war wieder super. Ich würde den unentschiedenen Interessenten empfehlen, Webinar und Bewertungen anzuschauen, sich einen Ruck zu geben und beim nächsten Mal im Januar einfach mitzumachen. Mir fällt an dieser Stelle nichts Grundlegendes mehr ein, was ich noch besser machen könnte. Die Seminare sind logisch strukturiert, die Inhalte anschaulich vermittelt, ich beantworte alle Fragen, gehe auf jede Kritik sorgfältig ein und nehme alle Wünsche auf. Ich habe noch keine Kritik von Akademikern gehört, dass irgendetwas nicht daran stimmen würde, ob inhaltlich oder formell. Ich habe noch keine Kritik von anderen Menschen gehört, dass etwas Wichtiges im Argen liegen würde. Wenn mir etwas auffällt, bessere ich den Fehler stets gleich aus.

Ich möchte nur eine Art von Mensch erreichen: Denjenigen, der für Argumente offen ist. Der sich keinen Unsinn erzählen lässt. Der lieber alles zwei Mal prüft, bevor er es akzeptiert. Ihr könnt ewig suchen, bis ihr jemanden findet, der diese Art von Mensch erreichen möchte, statt vor ihm zu fliehen. Ich habe nur die eine große Sorge, dass es vielleicht zu wenige Menschen dieser Art noch gibt. Dass unsere Kultur an einem intellektuellen Gefrierpunkt angelangt ist, dem kein Thermostat mehr zu Leibe rücken kann.

Nimmt das Irrationale in einer Gesellschaft überhand, so hat es bislang stets zur Diktatur geführt statt zur freien Gesellschaft, zum Faustrecht statt zum objektiven Recht, zur Sklaverei statt zu gleichen Rechten für alle. Es ist darum ein gesellschaftlicher Verdienst, gegen das Irrationale anzukämpfen – nicht nur von mir, versteht sich, sondern von jedem, der es tut. Der Verdienst ist mit Sicherheit größer, als Sterne zu deuten, Ängste zu schüren und den Menschen einzureden, dass sie nicht leben könnten ohne Politiker oder sonstige Führer, die Entscheidungen für sie treffen.

Ich gehe jedenfalls nirgendwohin und ich mache weiter mit meinen Seminaren. Irgendwann werden diejenigen, sich gegen einen aufgeklärten, rationalen Zugang zur Welt versperren, aus purer Frustration, dass ich einfach nicht verschwinde, dass an der Stelle, wo sie ihre Willensfreiheit abgesprochen haben möchten, ihr Verteidiger auftritt, wo sie von den Sternen ihr Schicksal erfahren möchten, mein Banner wieder erscheint und darunter steht, dass sie ihr Schicksal selbst gestalten müssen. Das ist meine Hoffnung. In einer Zeit, in der so viele Menschen gegen ihre eigenen Werte kämpfen, für nichts oder gar nicht mehr kämpfen, weil sie nichts mehr anstreben, muss es auch ein paar Leute geben dürfen, die sich leidenschaftlich für die Vernunft einsetzen wie andere für 72 Jungfrauen, wenn auch nur, damit man sagen kann, diesmal hattet ihr die Wahl und ihr habt sie nicht ergriffen.

Darum gehts im Philosophie-Webinar über das Irrationale…

Objektivistische Epistemologie 2 Teaser

Mein neues Online-Seminar „Zurück zur Vernunft! Teil 2: Das Irrationale“ hat den folgenden Inhalt:

Inhalt (Hauptteil):

1 Den Sinnen misstrauen

2 Ausblenden

3 Willkür

4 Vorrang der Gefühle

5 Erpressung der Realität

Außerdem gibt es eine Einführung in die Bewusstseinsphilosophie (wegen Punkt 1) und eine Erläuterung, wie man sicheres Wissen erlangen kann.

Termine: Mittwoch 17.12. 19:00 Uhr ist der erste Termin. Freitag 19.12. 19:30 Uhr ist der zweite Termin.

Da mich Jana mit ihrer erschreckenden Überzeugungskraft beeinflusst hat, wird es Anfang Januar noch einen dritten Termin geben.

Mehr Infos und Anmeldung: https://www.edudip.com/w/114128

Pegida, Teil 3

Wie erwartet sind meine islamkritischen Leser nicht alle einverstanden mit meiner Ablehnung von Pegida. Von daher noch ein paar Anmerkungen:

1. Es gibt berechtigte Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Bewegung, wie sie sich präsentiert. Ich verstehe, dass man sich eine islamkritische Bewegung wünscht, die Missstände und falsche Toleranz anprangert. Im Programm von Pegida geht es lediglich in 2 von 19 Punkten um den Islam (!). Der Rest befasst sich mit „Migranten“, „Asyl“, „Flüchtlingen“, außerdem steht zusammenhangloses Zeug über Gender-Mainstreaming und Bürgerbeteiligung drin.

2. Gut, meine Meinung über Demonstrationen ist sehr exzentrisch. Nehmen wir an, ich hätte kein grundsätzliches Problem mit Demonstrationen. Dann würde ich mir wünschen, dass Pegida nicht einfach „Wir sind das Volk“ und ähnlich inhaltsarmes Zeug auf die Plakate schreibt, sondern das, was sie eigentlich wollen (wenn sie es eigentlich wollten).

3. Eine Bewegung sollte 1. Ein klares Anliegen haben und 2. Das Anliegen irgendwo näher erklären. Pegida hat weder ein klares Anliegen (Flüchtlinge, Islam, Gender-Mainstreaming, …?), noch Erklärungen.

4. Pegida erhält in Ostdeutschland viel mehr Unterstützung als im Westen. Warum?

Daraus schließe ich, dass Pegida nun einmal nicht die Bewegung ist, die sich vernünftige Bürger wünschen, die Missstände im Umgang mit dem Islam hinterfragen.

Die politische Reaktion auf Pegida ist noch schlechter als Pegida selbst:

– Der „Alle Nazis“-Reflex

– die Verachtung der eigenen Bürger durch die Politiker, die von ihnen gewählt wurden („verängstigte Kleinbürger“)

– die Verteidigung des Islams vor Kritik (übrigens keine Staatsaufgabe)

Von der Berichterstattung in den Mainstream-Medien halte ich ebenso mal wieder nichts. Das Objektivitätsgebot besagt ganz klar, dass man diejenigen, über die man berichtet, zu Wort kommen lassen muss. Also darf man nicht in den meisten Artikeln nur über Pegida schreiben und Leute zitieren, die dagegen sind. Man müsste ausgewogen Vertreter von Pegida zu Wort kommen lassen. Das findet so nicht statt, also steigert sich Pegida in eine paranoide Medienkritik hinein, die über das Ziel hinausschießt. Selber schuld.

Was ist nun mit dem Islam?

Noch ein paar Worte zur Pegida-Satire. Offensichtlich bin ich selbst kein großer Islam-Fan. Alle Religionen sind irrational – und der Islam übertrifft sie alle in Punkto Unaufgeklärtheit und Kollision mit der freien Gesellschaft, er steht individuellen Rechten in seiner orthodoxen Ausprägung klar entgegen. Repräsentative Umfragen von verschiedenen Instituten zeigen allerdings, dass die Überzeugungen von selbsternannten Muslimen je nach ihrer Heimatnation abweichen. In den USA sind sie vergleichsweise moderat aufgelegt, dann kommt Europa und dann die islamische Welt. Weiterlesen „Was ist nun mit dem Islam?“

Pegida für Dummies

Steinigt mich, aber ‪#‎Pegida‬ ist eine S21-Demo für Rechte. Was haben Flüchtlinge und Islamkritik miteinander zu tun? Es sind diejenigen, die dem islamischen Terror entkommen wollen, die nach Europa fliehen. Unter den Terroristen sind viele europäische Konvertiten, die eher aus Deutschland wegreisen, als dass sie nach Deutschland fliehen würden.

Das offizielle Positionspapier hat offenbar gar nichts mit den Reden der „Bewegung“ zu tun und mit der Motivation der Teilnehmer. Dafür steht was über „Gender-Mainstreaming“ drin. Radikale Imame ermahnen uns schließlich regelmäßig, bloß „Demonstrant/innen“ zu schreiben und nicht einfach nur „Demonstrant“! Es vergeht kein Tag ohne einen neuen Osama, der uns über Rollenklischees in Computerspielen belehrt.

Ich habe das mal überarbeitet:

Weiterlesen „Pegida für Dummies“

Notizen zur Philosophiegeschichte

Ich lese gerade eine Philosophiegeschichte namens „A New History of Western Philosophy“ von Anthony Kenny. Der Philosophieprofessor hat einen echten Monumentalschinken verfasst, der mit seinen 1400 Seiten zwar noch immer einige Aspekte zu kurz behandelt, aber doch schon brauchbar ist. Mir sind jedenfalls einige Dinge aufgefallen:

1. Er gelangt in seinen eingestreuten Beurteilungen teils zu denselben Schlussfolgerungen wie Objektivisten (die zur aristotelischen Tradition gehören) – nur, dass es ihm nicht bewusst ist. Auch davon abgesehen macht er interessante Beobachtungen. Hier einige meiner Notizen:

Weiterlesen „Notizen zur Philosophiegeschichte“

Zurück zur Vernunft! Teil 2: Das Irrationale

Objektivistische Epistemologie 2 Teaser

Es hat leider etwas länger gedauert, als ich dachte. Dafür bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Mein nächstes Webinar bietet Einsichten in das Irrationale:

Teaser

Moderne Philosophen erzählen den Menschen, dass sie ihren Sinnen misstrauen sollen. Angeblich können sie die Wahrheit nicht wissen. Unangenehme Fakten werden von vielen Leuten gerne ausgeblendet. Der Glaube an willkürliche Behauptungen wie Gottes Existenz lebt in der Moderne weiter. Man vertraut häufig eher auf seine Gefühle, als auf seinen Verstand. Manche Menschen versuchen gar, die Realität zu erpressen – und rennen trotzig gegen sie an, wenn sie nicht mitspielt. Die Flucht vor der Realität heißt: Das Irrationale.

In diesem Webinar erläutert der Aufklärer Andreas Müller, was es mit dem Irrationalen auf sich hat. Was steckt dahinter, wie schaden wir uns damit – und wie kann man es vermeiden? Die objektivistische Philosophie von Ayn Rand bietet Antworten auf diese Fragen. Sie bringt den gesunden Menschenverstand in unsere Zeit zurück.

In der dreiteiligen Webinar-Reihe „Zurück zur Vernunft!“ erklärt der objektivistische Denker Andreas Müller, wie wir an Erkenntnisse gelangen. In diesem zweiten Teil geht es um das Irrationale. Der erste Teil (siehe Bewertungen) ergründete, woher unser Wissen kommt. Der dritte Teil wird die Frage behandeln, woher Wissenschaftler ihre Erkenntnisse beziehen.

Termine:

Mittwoch: 17.12.2014, 19:00 Uhr

Freitag: 19.12.2014, 19.30 Uhr

(bei abweichendem Wunschtermin bitte melden: feuerbringer(at)hotmail.de)

Für den zweiten Termin kann man sich nach dem ersten anmelden. Für den Mittwoch ist die Anmeldung schon jetzt möglich:

Zur Anmeldunghttps://www.edudip.com/webinar/Zurück-zur-Vernunft-Teil-2%3A-Das-Irrationale/114128

https://www.edudip.com/embed/index?userId=dHJ1ZS0tbnVoeDRlaThzODcxNTUy&useCss=code-one

Hume und der wahnhafte Glaube an das Handy

Warum bilde ich mir ein, dass mein Handy wirklich existiert?

Der Philosoph David Hume kannte die Antwort:

Wenn du eine Zeit lang nicht auf dein Handy schaust, dann kannst du später wieder auf dein Handy schauen und es sieht aus wie zuvor und es befindet sich noch in deiner Hand. Wenn es sich nicht mehr in deiner Hand befindet, dann kannst du nachvollziehen, warum. Vielleicht hast du es weggelegt. Du empfindest die Tatsache, dass du dein Handy einen Augenblick lang nicht angeschaut hast und es dann doch wieder anschauen konntest, als Widerspruch. Deine Wahrnehmung war schließlich unterbrochen, also warum ist das Handy noch da? Du hast es eine Weile lang ja nicht angesehen. Also versuchst du diesen Widerspruch aufzulösen, indem du dir die Fiktion eines realen, unabhängig von deiner Wahrnehmung existierenden Handys ausdenkst. Das gibt es aber nicht wirklich, schließlich nenne ich es eine „Fiktion“. Es gibt nur deine Wahrnehmung deines Handys. Schätze ich mal. Im Grunde weiß ich es aber nicht. Jedenfalls hast du keinen guten Grund, von der realen Existenz deines Handys auszugehen.

Technisch ausgedrückt: Die wahrgenommene Konstanz und Kohärenz von Wahrnehmungen führt zur subjektiven Einbildung einer Fiktion, nämlich der realen Existenz der Dinge, die man wahrzunehmen meint, die aber eigentlich nur Wahrnehmungen in unseren Köpfen sind (oder auch nicht, das können wir nicht wissen). Unser gesamter Bewusstseinsinhalt besteht aus Sinneseindrücken – und die Sinneseindrücke kommen nicht unbedingt aus der Realität. Wenn ich also einen Regenbogen sehe, dann liegt das nicht daran, dass es in der Realität einen Regenbogen gibt. Vielleicht steckt der auch nur in meinem Kopf (oder so, keine Ahnung).

Der Witz an der Sache ist, dass das kein Witz ist. Das war tatsächlich die ernsthafte Meinung des großen Aufklärungsphilosophen David Hume (1711-1776), dem bedeutendsten Skeptiker; voller ehrfürchtiger Andacht geehrt von säkularen Humanisten, Atheisten, Wissenschaftlern, geheiligt werde sein Name.

Eine gute Seite hat Humes Argument allerdings. Wenn deine Freundin mal wieder nur auf ihrem Handy herumdrückt, während du mit ihr redest, dann kannst du sie mit diesem Argument vielleicht überzeugen, dass ihr Handy gar nicht wirklich existiert. Dann redet sie vielleicht sogar einmal mit dir.

David Hume machte sich über die einfachen Menschen lustig, die noch an die wahre Existenz der Wirklichkeit, an das Selbst und all solche Fiktionen glaubten. Vielleicht ist es mal an der Zeit, sich über ihn lustig zu machen.

Darf man seine Werte opfern?

Auf YouTube gab es eine interessante Frage an mich über die objektivistische Ethik von heiko philo:

Nehmen wir an, dass ich schon ein fortgeschrittenes Alter, sagen wir 75 Jahre, hätte. Mein Kind wäre 47 Jahre alt, gerade Vater geworden und hätte eine Erkrankung, die es überleben würde, wenn ich ein Organ hergäbe, ohne das ich aber sterben würde. Ich könnte also mein Leben für das meines Kindes geben. Viele Menschen würden in dieser Situation utilitaristisch denken und die noch junge Vaterschaft des Sohnes wichtiger finden als die eigene Existenz als Opa und würden sich opfern. Wie wäre diese Entscheidung, sich zu opfern, aus Sicht des Objektivismus zu sehen? Wie wäre die Argumentation dort? Der Maßstab für meine Ethik, für meine Werte kann sinnvollerweise nur mein eigenes Leben sein, so habe ich die objektivistische Argumentation verstanden. Heißt das, ein sich-Opfern kann ethisch niemals hochstehend – also rational – sein? Ein solches Ergebnis widerstrebt meiner Intuition (was kein Argument ist). Aber was wäre dann die Illusion, die Magie, der ich aufsitze, wenn ich mich emotional gegen das Ergebnis der objektivistischen Argumentation sträube? Was also ist die Irrtumstheorie des Objektivismus in meinem, sicherlich nicht seltenen, Fall?

Zunächst einmal: Dass sich ein Vater töten lassen muss, um seinen Sohn zu retten, ist in der westlichen Zivilisation mit Sicherheit ein seltener Fall!

Meine grundsätzliche Antwort:

Die objektivistische Ethik sagt keineswegs, dass man nie Werte aufgeben darf. Sie besagt, dass man nie einen höheren Wert einem geringeren Wert aufopfern darf. Das, was von größerer Bedeutung ist für das eigene Leben, sollte man nicht für das aufopfern, was von geringerer Bedeutung ist. In deinem Beispiel mag es durchaus sein, dass ein älterer Vater das Leben seines Kindes für höher einschätzt als die relativ wenigen verbliebenen Jahre seines eigenen Lebens – allerdings aufgrund seiner eigenen Wertehierarchie. Die Menschen, die wir lieben, haben einen sehr hohen Wert für uns. Es wäre durchaus denkbar, dass wir ohne bestimmte Menschen in bestimmten Fällen gar nicht mehr weiterleben wollten. In solchen Fällen würde man sich fragen, welche Qualität das eigene Leben noch hätte, welchen Wert, wenn man mit dem Bewusstsein leben müsste, sein eigenes Kind hätte retten zu können – und es unterlassen hat. Wobei das Kind auch noch Vater des eigenen Enkelkindes ist, auch ein hoher Wert.

Allerdings handelt es sich bei solchen moralischen Dilemmata um konstruierte Fälle, welche die Bedeutung der Ethik unterwandern. Ob wir Menschen in einem Rettungsboot notfalls aufessen würden, ob wir den fetten Mann auf die Gleise werfen würden, um andere zu retten (siehe Die Ethik des fetten Mannes), ob wir unser Leben für unser Kind aufopfern würden – all diese Fragen stellen sich im Leben der allermeisten Menschen in unserer Zivilisation niemals. Sie immer wieder aufzuwerfen, erweckt den Eindruck, dass sich Ethik mit unsinnigen Fragen befassen würde, die nichts mit unserem Leben zu tun haben. Und es erweckt den Eindruck, dass wir in einer ständigen Katastrophe leben würden, in einer höllischen Welt, in der ständig Menschen geopfert werden müssten. Das kommt jenen gelegen, die das Menschenopfer zur Grundlage ihrer Ethik erklärt haben – den Altruisten (politisch Kollektivisten).

Off Topic: Mein neues Webinar „Zurück zur Vernunft! Teil 2: Das Irrationale“ ist so gut wie fertig. Mittwoch, 17. Dezember 2014, 19:00 Uhr sollte der erste Termin sein. Der zweite Termin wäre Freitag, 19. Dezember, 19:30 Uhr. Wünscht sich jemand einen anderen Termin oder ist das ok?

„Dem Tod zur Hand gehen“ von Edgar Dahl ist erhältlich!

Edgar Dahl Dem Tod zur Hand gehen Buchcover

Die neue Streitschrift des Philosophen Edgar Dahl ist jetzt als eBook erhältlich: „Dem Tod zur Hand gehen. Ein Plädoyer für den ärztlich-assistierten Suizid“. Herausgegeben von mir. Und es ist nicht nur bei Amazon verfügbar – sondern bei sämtlichen großen Buchhändlern:

Durch die eBook-Publikation ist es möglich, auch kürzere Streitschriften wie diese an den Mann und an die Frau zu bringen. Ich finde es großartig, dass sich Edgar dazu entschieden hat und ich bin froh, dass ich ein wenig bei der Publikation helfen konnte. Jetzt kommen wir somit in den Genuss eines wichtigen Buches, das sonst wohl nie das Licht der Welt erblickt hätte. Ein Buch, das man in der politischen Debatte über die Sterbehilfe unbedingt beachten sollte – und das ich inhaltlich voll unterstütze.

Teaser:

Im Herbst 2015 wird der Bundestag über verschiedene Gesetzentwürfe zur Regelung der Sterbehilfe entscheiden. In dieser kurzen Streitschrift plädiert der Bioethiker Edgar Dahl für eine liberale Lösung.

„Nichts ist demütigender, als von anderen vorgeschrieben zu bekommen, wie man zu sterben habe.“ Ronald Dworkin Im Herbst 2015 wird der Bundestag über verschiedene Gesetzentwürfe zur Regelung der Sterbehilfe entscheiden. In dieser kurzen Streitschrift plädiert der Bioethiker Edgar Dahl für eine liberale Lösung: Unheilbar kranken Patienten sollte es ermöglicht werden, sich von ihrem Arzt eine tödliche Dosis eines Schlafmittels geben zu lassen, mit dessen Hilfe sie ihrem Leben – falls ihr Zustand unerträglich werden sollte – selbst ein Ende setzen können.

Zum Buch bei Amazon…