
In dieser Reihe übersetze und veröffentliche ich die Meinungen von historischen Persönlichkeiten über den Islam. Diesmal äußert sich der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860). Der amerikanische Philosoph Leonard Peikoff sagte über Schopenhauers Pessimismus: „Solche Philosophien zerstören den Menschen, machen ihn lebensunfähig.“ (The Philosophy of Objectivism: Lecture Series. Lecture 8). Andererseits war Schopenhauer auch bekannt für die unverblümte Darstellung menschlicher Fehler, die man gewöhnlich aus Höflichkeit verschweigt.
„Tempel und Kirchen, Pagoden und Moscheen, in allen Landen, aus allen Zeiten, in Pracht und Größe, zeugen vom metaphysischen Bedürfnis des Menschen, welches, stark und unvertilgbar, dem physischen auf dem Fuße folgt. Freilich könnte, wer satirisch gelaunt ist, hinzufügen, dass dasselbe ein bescheidener Bursche sei, der mit geringer Kost vorliebnehme. An plumpen Fabeln und abgeschmackten Märchen lässt er sich bisweilen genügen: wenn nur früh genug eingeprägt, sind sie ihm hinlängliche Auslegungen seines Daseins und Stützen seiner Moralität.
Man betrachte z.B. den Koran: dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, das metaphysische Bedürfnis zahlloser Millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch, sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus. Viel mag durch die Übersetzungen verloren gehen; aber ich habe keinen einzigen wertvollen Gedanken darin entdecken können. Dergleichen beweist, dass mit dem metaphysischen Bedürfnis die metaphysische Fähigkeit nicht Hand in Hand geht.“
Quelle: Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Kapitel 17 [angepasst an neue Rechtschreibung; AM]
Reihe: Historische Persönlichkeiten über den Islam
Teil 1: Al-Razi
Teil 2: Tocqueville
Teil 3: Thomas von Aquin
Teil 4: Schopenhauer
Teil 5: Antony Flew
Teil 6: Winston Churchill