Ich habe die Transsubstantiation verstanden

Verwandeln sich Brot und Wein beim Abendmahl wirklich in den Körper beziehungsweise in das Blut von Jesus Christus?

Nun, offensichtlich nicht, werden meine atheistischen Leser sagen. Und ich stimme ihnen zu, dass es mit der „Transsubstantiation“, wie der katholisch-theologische Fachbegriff heißt, nicht weit her ist.

Allerdings habe ich bislang falsch verstanden, was die Verwandlung von Brot und Wein in Körper und Blut von Jesus aus der Sicht der Gläubigen bedeutet. Und möchte man sich eine Meinung darüber bilden, ob man etwas glaubt oder nicht, so muss man erst verstehen, was es ist, was man da glauben soll.

Wie es aussieht, glauben Katholiken und auch sonstige Christen keineswegs, dass sich an der physisch-chemisch-biologischen Beschaffenheit von Brot und Wein bei der Eucharistie irgendetwas ändert. Das heißt, was sie da verzehren, ist aus christlicher Sicht kein menschlicher Körper und kein menschliches Blut in irgendeinem materiellen Sinne.

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Jeder Mensch ist „systemrelevant“

Hamburg Speicherstadt (Foto:Andreas Müller)

Der zurzeit häufig genutzte Begriff „systemrelevant“ ist unmenschlich. Wir sollten auf ihn verzichten. Dieser kollektivistische Begriff ist der Politik der Exklusion zuzuordnen. Es ist ein Unwort, vielleicht das Unwort des Jahres 2020.

Jeder Mensch ist „systemrelevant“. In unserer aktuellen Krise gibt es lediglich bestimmte Berufsgruppen, die für die Bewältigung und Überwindung der Krise besonders wichtig sind. Darunter Ärzte, Pfleger und jene, die in der Produktion und dem Verkauf von Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs tätig sind.

Solche Berufe sind besonders wichtig in unserer außergewöhnlichen Notfallsituation. Sie sind insofern vielleicht „pandemierelevant“, „notfallrelevant“ oder „katastrophenrelevant“.

Doch ohne den Rest der Menschen in Deutschland und auch in anderen Ländern ließen sich diese „systemrelevanten“ Berufe nicht dauerhaft finanzieren. Könnte es eine Gesellschaft geben, in der nur Menschen wie Ärzte, Krankenschwestern, Bäcker arbeiten würden? Natürlich nicht. Die Bürger müssen erst einmal das Geld erwirtschaften, um ihr tägliches Brot und Epidemiologen bezahlen zu können. Und auch jene, die nicht arbeiten können, gehören zu unserer Gemeinschaft, zu unseren Familien, zu unserem „System“.

Wir hängen alle mit drin, wir leben alle zusammen in einer Gemeinschaft. Es ist eben gerade nicht die Zeit, Menschen gegeneinander auszuspielen, indem man einige als „systemrelevant“ und andere als verzichtbar hinstellt.

Wie die Aufklärung uns verführen kann

Hamburg während des Coronaausbruchs

Ich sehe mich schon seit gut 15 Jahren als Intellektueller im Dienste der Aufklärung. Erst während meines Journalismusstudiums war mir bitter klargeworden, dass niemand außerhalb meiner Filterblase weiß, was das eigentlich ist. Und dass kaum jemand sonst sich in dieser Rolle sieht.

Hier gehe ich der Frage auf den Grund, welchen Auftrag jene haben, die sich in der Tradition der Aufklärung verorten. Und reflektiere über die Vorteile und die Schattenseiten, die das radikale aufklärerische Denken in meinem Leben hatte.

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Darum ist Eugenik unmöglich

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Der britische Zoologe Richard Dawkins hat sich kürzlich über die wissenschaftliche Möglichkeit der Eugenik geäußert. Die Eugenik oder Erbgesundheitslehre bezeichnet die humangenetische Manipulation des Genpools einer menschlichen Population mit dem Ziel, den Anteil positiv bewerteter Erbanlagen zu vergrößern (positive Eugenik) oder den negativ bewerteter Erbanlagen zu verringern (negative Eugenik).

Die Eugenik ist neben dem Lyssenkoismus (Landwirtschaft unter Stalin) wohl das bekannteste Beispiel für den Missbrauch der Wissenschaft zum Schaden der Menschheit. In Deutschland ist die Eugenik mit dem Nazi-Regime assoziiert, insbesondere mit dem Massenmord an behinderten Menschen.

Dass es sich beim Lyssenkoismus um eine Pseudowissenschaft handelt, ist unlängst klar, doch ob die Eugenik „nur“ als unmoralisch oder auch als wissenschaftlich unmachbar eingeordnet werden sollte, ist weiterhin umstritten. Tatsächlich werden bestimmte als „eugenisch“ (miss-)verstandene Maßnahmen heute durchgeführt, etwa in Zypern, und finden auch ihre Verteidiger.

Richard Dawkins hat auf Twitter die Auffassung geäußert, dass die Eugenik zwar moralisch falsch, aber wissenschaftlich möglich sei. Eine Reihe von anderen Wissenschaftlern haben Dawkins geantwortet und ihm teils widersprochen. Einige der Kommentare waren höchst interessant, darum habe ich sie für diesen Beitrag ins Deutsche übersetzt. Darunter insbesondere die Ausführungen eines Mediziners über den Vergleich der Eugenik mit der Züchtung von Haus- und Nutztieren sowie die Ausführungen eines Psychologen, der die Eugenik als grundsätzlich unmachbar einstuft.

Schließlich gehe ich auf Einwände einiger Facebook-Kommentatoren ein, die der Überzeugung sind, dass Eugenik machbar ist.

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