„Precht ist gar kein Philosoph“

Ich habe auf Twitter mit dem Philosophen Daniel-Pascal Zorn gechattet und wir sind uns einig: Richard David Precht ist kein Philosoph. Aber was ist er dann?

Ein Moderator, ein Public Speaker, ein Podcast-Host, ein Talkshowgast und ein Buchautor, das trifft sicher alles auf Richard David Precht zu. Ich meine, man könnte ihn auch großzügig als „Kulturkritiker“ bezeichnen. Aber er betreibt eigentlich keine Philosophie. Er nennt sich irritierenderweise „Philosoph“. Aber er tut andere Dinge. Was geht?

Nun ist meine skeptische Haltung gegenüber Richard David Precht nichts Neues. Man konnte sie bereits erahnen anhand klassischer Feuerbringer-Beiträge wie „Richard David Precht und die Angst vor Tütensuppen„, „Die Kunst, kein Precht zu sein„, „Da wird einem ganz Precht!“ und „Ich glaub, mir wird Precht!„. Damals schrieb ich besonders nuancierte und nüchterne Beiträge, um an einem niveauvollen Diskurs teilzunehmen.

Ich muss aber auch sagen: Als Moderator / Host finde ich Richard David Precht gar nicht übel. Er ist gut darin, schlauen Leuten in Interviews interessante Äußerungen zu entlocken. Und er ist gut als eine Art „Promoter“ für intellektuelle Themen, wenn seine Positionen dazu auch häufig Quatsch sind. Das sind an sich legitime Tätigkeiten. Er betreibt zwar keine Philosophie, aber das muss er ja auch nicht. Würde er sich nur nicht „Philosoph“ nennen.

Und was ist mit mir? Ich lehre ja auch nicht in Universitäten und publiziere keine Paper für Fachmagazine. Das stimmt. Aber ein wichtiger Unterschied besteht darin, dass ich tatsächlich Philosophie betreibe, mich also seit vielen Jahren zu Fragen in den Bereichen Metaphysik, Epistemologie, Ethik, politische Philosophie und Ästhetik äußere, Texte darüber schreibe, Vorträge darüber halte, philosophische Seminare und einige Semester hinter mir habe, in einer philosophischen Gesellschaft aktiv bin und mich mit professionellen Philosophen austausche. Ich habe keine Angst vor Kritik seitens akademischer Philosophen, im Gegenteil. Ja, es ist nicht mein Beruf, weil ich mir und jedem Menschen generell eine minimale Chance ausrechne, davon leben zu können. Und wer tot ist, kann keine Philosophie betreiben.

Gewissermaßen ist Richard David Precht der lebende Beweis, dass man von Philosophie nicht leben kann. (Wenn man keinen Lehrauftrag in einer Uni bekommt, aber den Weg dahin muss man erstmal finanzieren können.)