Ich habe diesmal nicht die Zeit für eine vollständige Rezension. Aber ich habe Daniel-Pascal Zorns „Logik für Demokraten. Eine Anleitung“ gelesen in meiner heiligen Mission, seine Bücher zu lesen, bevor ich sein Denken beurteile.
Und das Buch ist wirklich gut.
Jeder, der Bücher auf dem Niveau einer Einführung in die Philosophie für eine breitere Leserschaft verstehen kann, sollte „Logik für Demokraten“ lesen. Ich stimme Zorn vollständig zu mit dem, was er darin schreibt. Und ich hatte bereits ungefähr so gedacht, auch wenn er es vielleicht nicht glauben wird, als ich noch ein Anhänger von Ayn Rands Objektivismus war.
Ich hatte auch damals nicht vorausgesetzt, dass mir irgendwer zustimmen müsste, und habe lediglich als eines von vielen Mitgliedern unserer freien, demokratischen Gesellschaft für meine Positionen argumentiert, in dem Fall für eine kuriose libertäre Philosophie. Die habe ich fälschlich für größtenteils wahr gehalten, ja, aber ich habe nicht vorausgesetzt, dass andere ihr zustimmen müssten.
Nach einigen Jahren fiel mir dann auf, was für Zorn so offensichtlich erscheint, dass der Objektivismus dogmatisch ist. Hätte ich das früher erkannt, hätte ich mich früher nicht mehr als Vertreter des Objektivismus gesehen. Denn ich hatte auch damals nicht dogmatisch gedacht. Ich war allerdings ziemlich blind und mir fehlte relevantes Wissen.
Denkfehler von Philosophen
Und wo es in Zorns Buch um Denkfehler geht, auch philosophisch denkende Menschen neigen zu bestimmten Denkfehlern.
Zwei typische Denkfehler von Philosophen sind, dass sie
1. von sich auf andere schließen. Aber andere Menschen sind viel schlechter im systematischen Denken als sie, und das gilt auch für mein früheres Ich. Philosophen sehen vielleicht schnell, „oh, der argumentiert dogmatisch“, aber die Betroffenen wissen das wahrscheinlich gar nicht. Und sie argumentieren mal dogmatisch und beim nächsten Thema nicht mehr, das Denken der meisten Menschen ist chaotisch und unstrukturiert.
2. rationalistisch denken. Philosophen neigen zur Annahme, dass die Gedanken und Äußerungen von anderen Menschen ebenso zusammenhängen und aufeinander aufbauen wie ihre eigenen. Das tun sie überhaupt nicht. Wir müssen das realisieren und akzeptieren. Auch gibt es mit dem Rationalismus in der Philosophie einige Probleme, da er zu viel aus fragwürdigen Prämissen folgert.
Und daraus ergibt sich eine Fußnote zu Zorns Buch: Man sollte sich davor hüten, Menschen zu schnell anhand ihrer Äußerungen in einer Diskussion zu beurteilen, sie etwa in die Kategorie „Dogmatiker“, „Populist“ oder „Rechts“ einzuordnen. Das würde eine umfassendere Analyse erfordern.

„Logik für Demokraten“ zeigt, dass Logik für die Demokratie im Sinne der konstitutionellen repräsentativen Demoratie konstitutiv ist. Es ist ein auf Vernunft beruhendes, diese voraussetzendes politisches System. Das Buch analysiert außerdem den Populismus kritisch und demonstriert, wie dessen innere Logik zum Totalitarismus führt.
Ich war zwar früher viel dümmer als heute, aber populistisch habe ich nie gedacht. Meine idosynkratischen Ideen hatten sicher nie den Anspruch, dass ihnen das ganze Volk insgeheim zustimmt. „Logik für Demokraten“ bietet erhellende Einblicke in die Struktur der populistischen, einer mir eher fremden Logik.
Der Populismus „bezeichnet eine Perspektive, die für sich beansprucht, für ‚das ganze Vok‘ zu sprechen.“
Die Grundstruktur des populistischen Denkens
- „Die primäre Grundstruktur dieses Alleinvertretungsanspruchs ist eine > dogmatische Setzung. Die dogmatische Setzung setzt die eigene Perspektive für alle anderen ohne deren Zustimmung in Geltung.“
- Das führt zu einem falschen Dilemma: „Entweder seid ihr für mich oder gegen mich.“
- Da andere der dogmatischen Setzung widersprechen, reagiert der Populist mit einem Exzess der Positionierung: Er wiederholt immer wieder seine Position, weil er nicht erfolgreich für sie argumentieren kann.
- Der Bestätigungsfehler „sortiert alles aus, was der dogmatischen Setzung widerspricht und nimmt alles, was sie bestätigt, als Beleg für ihre Richtigkeit.“
Die Kernstrategien des populistischen Denkens
Erste Kernstrategie: „Diese Pappkameraden werden an die Stelle desjenigen gesetzt, der sich der dogmatischen Setzung widersetzt. Sie werden „nach dem Schema des Bestätigungsfehlers gebildet“.
Formen der Pappkameraden: a) Die Psyche des Abweichlers wird als fehlerhaft bezeichnet (psychologistischer Fehlschluss), darunter Pathologisierungen, Emotionalisierung und Infantilisierung b) ideologische Unterstellung: Anderen absichtlichen Dogmatismus unterstellen, c) Unterstellen einer Verschwörung.
Zweite Kernstrategie: Selbst-Viktimisierung. Man macht sich selbst zum Opfer einer unterstellten Tat.
Aus Pappkameraden und Selbst-Viktimisierung entsteht das Feindbild. Feindbilder „dienen oft auch der Entmenschlichung des Gegenübers. Das entlastet ihren Anwender davon, für seine Gewalt Verantwortung übernehmen zu müssen.“
Soweit ein Auszug aus der Analyse des populistischen Denkens. Bereits daraus kann man schon viel mitnehmen, aus dem ganzen Buch noch mehr.
Fazit: Verdienstvolle Analyse
„Logik für Demokraten“ ist im Vergleich zu „Mit Rechten reden“ systematischer und gut strukturiert. Ich möchte „Logik für Demokraten“ als etwas bezeichnen, was ein Jurist einmal über meine eigene Aufklärungsarbeit gesagt hat: Es ist „verdienstvoll.“ Zorn hat sich durch sein Engagement für unsere Demokratie ausgezeichnet. Lest das Buch und ihr werdet dem Populismus nicht mehr so leicht auf den Leim gehen. Und verstehen, warum die Vernunft die Grundvoraussetzung für unser politisches System ist.
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