Die Nerven liegen blank. Die Coronakrise hat nun auf einem Höhepunkt auch Leute zu Wutanfällen verleitet, die normal als Stimme der Vernunft auftreten. Wer etwa beim Twitter-Space zum Thema „Lockdown für alle?“ dabei war, durfte das miterleben. Da hat man den anwesenden Impfgegnern deftig die Meinung gegeigt.
Auch ich habe keinerlei Sympathie für deren verantwortungslosen Unsinn. Strategisch und in Hinblick auf Verhaltensnormen betrachtet allerdings … war das ein bisschen zu deftig. Wäre das nicht nur ein virtueller Event gewesen, hätte es Ohrfeigen geregnet. Immerhin hat der Moderator die Diskussion nach Kräften gezügelt.
Auch an anderen Orten ist mir aufgefallen, dass meinen Co-Skeptikern jetzt der letzte Geduldsfaden reißt. Wissenschaftliche Skeptiker-Organisationen wie die GWUP und die Skeptic Society informieren schon lange über Corona und klären auf über die Fehlinformationen der Impfskeptiker (die obendrein unseren Skeptiker-Namen klauen). Man ist der Auffassung, dass die Medien keine Talkshows mit Impfgegnern und Virulogen auf gleicher Ebene ausstrahlen sollten. Als hätten die Impfgegner ähnlich berechtigte und fundierte Meinungen, was sie natürlich nicht haben.
Die Frustration ist groß, weil wir dieselbe Reaktion von Medien und Öffentlichkeit bei Themen wie Kreationismus, Gentechnik und Klimawandel auch schon erlebt haben. Man kann Jahre bis Jahrzehnte Aufklärungsarbeit betreiben — und es scheint gar nichts zu bringen.
Ich finde, dass Wut und Aggression die Lage allerdings nicht verbessern, sondern unserer Sache schaden werden. Die Argumente für Wutanfälle klingen für mich nach Rationalisierungen, damit man endlich die Sau rauslassen kann.
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