Aufklärer, entspannt euch

Die Nerven liegen blank. Die Coronakrise hat nun auf einem Höhepunkt auch Leute zu Wutanfällen verleitet, die normal als Stimme der Vernunft auftreten. Wer etwa beim Twitter-Space zum Thema „Lockdown für alle?“ dabei war, durfte das miterleben. Da hat man den anwesenden Impfgegnern deftig die Meinung gegeigt.

Auch ich habe keinerlei Sympathie für deren verantwortungslosen Unsinn. Strategisch und in Hinblick auf Verhaltensnormen betrachtet allerdings … war das ein bisschen zu deftig. Wäre das nicht nur ein virtueller Event gewesen, hätte es Ohrfeigen geregnet. Immerhin hat der Moderator die Diskussion nach Kräften gezügelt.

Auch an anderen Orten ist mir aufgefallen, dass meinen Co-Skeptikern jetzt der letzte Geduldsfaden reißt. Wissenschaftliche Skeptiker-Organisationen wie die GWUP und die Skeptic Society informieren schon lange über Corona und klären auf über die Fehlinformationen der Impfskeptiker (die obendrein unseren Skeptiker-Namen klauen). Man ist der Auffassung, dass die Medien keine Talkshows mit Impfgegnern und Virulogen auf gleicher Ebene ausstrahlen sollten. Als hätten die Impfgegner ähnlich berechtigte und fundierte Meinungen, was sie natürlich nicht haben.

Die Frustration ist groß, weil wir dieselbe Reaktion von Medien und Öffentlichkeit bei Themen wie Kreationismus, Gentechnik und Klimawandel auch schon erlebt haben. Man kann Jahre bis Jahrzehnte Aufklärungsarbeit betreiben — und es scheint gar nichts zu bringen.

Ich finde, dass Wut und Aggression die Lage allerdings nicht verbessern, sondern unserer Sache schaden werden. Die Argumente für Wutanfälle klingen für mich nach Rationalisierungen, damit man endlich die Sau rauslassen kann.

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Die Philosophie dreht sich nicht um dich

Ein mir bekannter Philosoph ist durch das ständige Nachdenken über nichts Bestimmtes zu einem zynischen Nihilisten, wenn nicht Misanthropen geworden. Nun hat Philosophie zwar etwas mit Nachdenken zu tun. Es handelt sich allerdings um eine zielgerichtete Form des Nachdenkens, die bestimmten Zwecken dient und bestimmten Methoden folgt.

Es geht nicht darum, sich in den berüchtigten Lehnstuhl zu setzen und vor sich hin zu sinnieren, wie sich Dinge verhalten, die man stattdessen wissenschaftlich überprüfen könnte. Es geht ebenso nicht darum, nach Vorbild der Mystiker um die eigenen Gedanken zu kreisen und durch das Grübeln depressiv oder wahnsinnig zu werden. Philosophie ist ein akademisches Fachgebiet.

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