Immer neue Enthüllungen offenbaren ein gigantisches Ausmaß an Überwachung seitens der NSA von praktisch jedem Bürger praktisch jeden Landes, der online unterwegs ist. Teilweise werden auch die Verbindungsdaten von Telefongesprächen gesammelt. Die lautesten Kritiker schreien „1984“ und die treuesten Amerikafreunde verharmlosen die Überwachung, weil sie dem Erhalt unserer Freiheit und dem Kampf gegen den Terrorismus diene. Wirklich verteidigt wird sie kaum, aber wirklich beendet wird sie auch nicht.
Tatsächlich ist die totale Überwachung weder eine Verschwörung, noch das harmlose Tagesgeschäft von Geheimdiensten. Sie ist so grotesk überzogen und beliebig, dass sie vielmehr die Hilflosigkeit westlicher Nationen im Kampf gegen die Feinde der Freiheit demonstriert. Sie zeigt außerdem die ideologische Orientierungslosigkeit des Westens auf, der seine Prinzipien und Ideen nicht länger als Bollwerk anführen kann und stattdessen auf technische Automatisierung vertraut. Anstelle von Stolz auf die Wehrhaftigkeit des Westens kann man da eher Scham empfinden. Und man fragt sich, wann das Trauerspiel endlich vorüber ist.