Gebete erhört: Gott stimmt für Ethik

Freie Wahl zwischen Irrsinn und Vernunft

Pro Ethik hat gewonnen – und nicht nur das: Die Wahl in Berlin hat gezeigt, dass man Atheisten mobilisieren kann. Die Mehrheit der Wähler hat nämlich für „NEIN“ gestimmt.

Ätsch! Da ich das nun gesagt habe: 29,2% der Stimmberechtigten haben die Möglichkeit zur Wahl genutzt und 51,3% von ihnen haben für „NEIN“ gestimmt (vgl. Welt und Spiegel zum Thema). Gewiss war die Wahlbeteiligung einigermaßen gering (obgleich wir bei unseren zahlreichen Volksabstimmungen in Würzburg schon weitaus niedrigere Beteiligungen hatten), aber das war zu erwarten, da das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung nicht als allzu bedeutend aufgefasst wurde. In der Tat hatte es überwiegend eine, allerdings wichtige, symbolische Bedeutung. Es ging darum, was Kirche, Großbürger und Adel dem Volk heute noch zu sagen haben.

Mein langjähriges Lieblingsmagazin Telepolis vom heise-Verlag feiert die Entscheidung dann auch sichtlich ausgelassen: Es sei ein klarer Sieg „über ein Pluralismusverständnis, das die ‚Pro Reli‘-Fraktion mit den Neonazis verbindet: Die Konzentration auf das eigene, auf ein homogenes Identitätskonzept in der Wertevermittlung“. Das hätte nicht einmal ich geschrieben (bin nicht rechtzeitig darauf gekommen). „Aus Sicht der ‚Pro Reli‘-Verfechter wird in Berlin nun weiterhin durch die rot-roten Diktatoren Zwangs-Atheismus gepredigt.“

Juhu!

„Sie [religiös interessierte oder sozialisierte Schüler] erkennen, dass Toleranz ein Wert ist, der in der aufgeklärten Welt nicht mehr von Religionen abhängig ist, sondern oft gegen die Religionen durchgesetzt werden musste“, hofft der Autor im Schlusswort in Bezug auf den Ethikunterricht.

Es ist auf jeden Fall ein wichtiger Etappensieg bei der Zurückdrängung der finsteren Mächte des Ancien Régime. Das wichtigste Ergebnis für mich war dabei gar nicht der Sieg gegen Pro Reli an sich, sondern die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Wähler mit „NEIN“ gestimmt haben, was beweist, dass Atheisten mobilisierbar sind.

Hoffentlich wird man nun konsequent damit fortfahren, das christliche Abendland zu zerstören (das, wie mein Dekan einst anmerkte, ohnehin schon seit 700 Jahren nicht mehr existiert) und es durch eine aufgeklärte Republik freier Bürger zu ersetzen. Nächste Punkte auf der Liste: Aufhebung sämtlicher Kirchenprivilegien (vor allem sollten Atheisten nicht mehr mit ihren Steuern für die Bischofsgehälter aufkommen müssen!), Ausrichtung der Bildungspolitik an Wissenschaft und Aufklärung, sowie die Förderung von Hedonismus und allgemeiner Glückseligkeit.

Amen.

3 Kommentare zu „Gebete erhört: Gott stimmt für Ethik

  1. Hurrah, hurrah … Den Ossis sei’s gedankt. Die meisten sind da extra hingedackelt trotz des schönes Wetters um gegen die Schmierkampagne zu stimmen. Die Kampagne hat gezeigt, wie weit es mit der Ethik der Pro Reli her ist und es ist mir recht, daß diese soooo nicht ihre Werte und Auffassung von Toleranz und Freiheit weitergeben können.

  2. „vor allem sollten Atheisten nicht mehr mit ihren Steuern für die Bischofsgehälter aufkommen müssen!“

    Vor allem, wenn man bedenkt, einem von gewissen Bischöfen unterstellt wird, daß atheisten sowieso an allem Übel der Welt schuld sind … tsiß

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