Vegetarier & Veganer: Unausweichlich inkonsequent

Wusstet ihr, dass für die Produktion von Gemüse Tiere sterben? Inzwischen ist vielen Menschen bekannt, dass Tierprodukte auch in Alltagsgegenständen wie Smartphones und Laptops stecken, als mysteriöse Zusatzstoffe in Fertignahrung und in Medizin. Aus Schwein und Rind werden um die 200 verschiedene Produkte hergestellt.

Ethische Vegetarier wie ich sind zusätzlich inkonsequent, da wir Eier und Milch konsumieren. Doch selbst für die Produktion rein veganer Nahrung müssen Tiere leiden. Auf diese Arten profitieren auch Vegetarier und Veganer vom Tierleid (kleiner Auszug):

1. Raubtiere

Hunde und Katzen als Haustiere: Die essen Fleisch. Woher kommt das Fleisch? Genau, aus der Massentierhaltung.

Blinden- und Spürhunde: Ihnen geht es in der Regel gut – nicht aber den Tieren, die für ihr Futter leiden und sterben müssen.

Köder für Wildtiere: Zum Beispiel wurden Hühnerköpfe mit Tollwut-Impftstoff in Deutschland flächendeckend eingesetzt, um Füchse zu immunisieren, sodass Deutschland seit 2008 Tollwut-frei ist. Und woher stammten die Hühner? Genau, Massentierhaltung.

2. Medizin

Heparin: Ein aus Schweinedärmen gewonnener Wirkstoff. Wird unter anderem gegen Thrombosen eingesetzt und um das Gerinnen von Blutproben zu vermeiden. Ohne Massentierhaltung hätten wir zurzeit ein ernsthaftes Problem mit der Heparin-Versorgung. Allerdings macht die synthetische Herstellung große Fortschritte.

Gelatine: Ist in zahlreichen Medikamenten enthalten.

Allerlei Medikamente: BJM-Analyse zu tierischen Produkten in Medikamenten.

Tierversuche: Die wichtigsten medizinischen Erkenntnisse wurden durch Tierversuche gewonnen. Insulin, Impfmittel gegen Kinderlähmung, Diptherie, Gelbfieber, etc., neue Techniken und Operationsmethoden in der Chirurgie.

3. Obst & Gemüse

Dünger: Beim Anbau von Obst und Gemüse wird tierischer Dünger eingesetzt. Und der kommt von Tieren aus der Massentierhaltung, die leiden und für Fleisch geschlachtet werden. Fast in der gesamten Landwirtschaft. Ausnahme sind einige wenige biovegane Betriebe, doch niemand könnte alleine von dem leben, was diese anbauen.

Hummeln & Bienen: Hummeln werden zur Bestäubung in Gewächshäusern eingesetzt, Bienen auch für die Herstellung von Mandelmilch, nicht nur von Honig.

4. Energieproduktion

Biogas: Wird auch aus Schlachthofresten gewonnen.

Biosprit: Enthält Tierbestandteile, tierische Fette, vergorenen Milchzucker.

Warum dann Vegetarismus?

Es geht mir ethisch darum, bewusst empfindenden Lebewesen kein Leid zuzufügen, wenn es nicht für Gesundheit und Leben des Menschen notwendig ist. Teilweise ist es notwendig, etwa für Medizin, und dann kann man es auch machen. Ebenso scheint eine rein vegane Ernährung zu gesundheitlichen Problemen zu führen, selbst gepaart mit Nahrungsergänzungsmitteln, also müssen wir uns nicht rein vegan ernähren. Ohnehin geht das zurzeit nicht, weil in fast der gesamten Landwirtschaft tierische Düngemittel eingesetzt werden. Und die kommen von Tieren, die leiden und geschlachtet werden.

Hier jeweils meine Antworten:

Haustiere: Ich denke, dass wir keine Raubtiere als Haustiere halten sollten, mit der Ausnahme von Blindenhunden und ähnlichen Fällen. Wer sie hält, sollte darauf achten, dass für die Tiernahrung möglichst Tierwohlstandards eingehalten werden.

Biogas & Biosprit: Biosprit brauchen wir nicht unbedingt. Wir sollten auf E-Antriebe setzen. Biogas lässt sich auch aus Pflanzen gewinnen, ist sonst perspektivisch verzichtbar.

Medizin: Wenn wir Tiere für unsere Gesundheit verwenden müssen, sollten wir das auch tun. Allerdings lassen sich viele Stoffe synthetisieren, das geschieht bereits und sollte ein stärkerer Fokus sein.

Tierversuche: Finde ich zu medizinischen Zwecken legitim.

Hummeln & Bienen: Nachhaltige Imkerei ist eher Tierschutz als Ausbeutung. Der Einsatz von Hummeln in Gewächshäusern ist schwieriger und ersetzbar durch manuelle Pflanzenbestäubung.

Dünger: Es gibt chemisch-synthetischen Dünger, mineralische und pflanzliche Dünger. Weniger effizient könnte deren Einsatz statt tierischem Dünger wohl sein, aber möglich ist er.

Köder für Wildtiere u.ä.: Wenn wir Wildtiere aus irgendwelchen guten Gründen mit Tieren füttern müssen (etwa zum Verabreichen von Impfstoffen), dann sollten wir es machen.

Milch und Eier (Evo-Lakto-Vegetarier): Ich achte auf höchste Tierwohlstandards bei Milch und Eiern.

Ethischer Vegetarismus ist weder Dogma noch Selbstzweck

Für mich ist das Tierwohl der Zweck des Vegetarismus, er ist hierfür eine vereinfachte Lösung für den Alltag. Ich muss nicht bei jedem Stück Fleisch nachforschen, wie die Tiere gehalten wurden, von denen es stammt. Das hatte ich zuvor gemacht und herausgefunden, dass es 1. praktisch keine wirklich artgerechte Tierhaltung und humane Schlachtung von Nutztieren gibt und 2. dass Fleisch von relativ gut gehaltenen Tieren irrsinnig teuer ist. Am Ende war ich bei der sogenannten mobilen Schlachtung angelangt, die wohl humanste Schlachtmethode. Allerdings gibt es die noch kaum.

Würde es eine artgerechte Haltung und mobile Schlachtung in ausreichendem Umfang geben, könnte man Tiere vielleicht essen. Schließlich sterben Tiere als Nebeneffekt auch bei der Produktion von Milch und Eiern, weil sie im Verlauf geschlachtet werden, und Milch und Eier halte ich für gesundheitlich unverzichtbar.

Ich halte es für falsch, in Kategorien wie „Vegetarismus“, „Veganismus“ oder „Massentierhaltung“ zu denken, wenn es um das Tierwohl geht. Vegetarismus und Veganismus sind nur Mittel zum Zweck, nicht Selbstzweck, und Tiere können auch außerhalb der Massentierhaltung leiden. Wir sollten Rationalismus; Lifestyle und Identitätspolitik vermeiden und uns darauf fokussieren, das Leben von bewusst empfindenden Tieren zu verbessern. Ohne dafür Leben und Gesundheit des Menschen zu beeinträchtigen.