War das Mittelalter wirklich finster? 7. Februar in Nürnberg

Mein nächster Vortrag findet wieder live vor Ort in Nürnberg statt. Hier sind die wichtigsten Infos:

Was? Geschichte für Atheisten II: War das Mittelalter wirklich finster?

Inhalt:
1. Antitheistische Mythologie: Das Meta-Narrativ
2. Finde das „finstere Mittelalter“
3. Ging das antike Wissen im Mittelalter verloren?
4. Waren die Menschen im Mittelalter wortgläubige Fundamentalisten?
5. Ermordete die Kirche Wissenschaftler?

Wann? 7. Februar um 19:30 bis 21 Uhr

Wo? Kulturbüro Muggenhof – Kulturwerkstatt Auf AEG (Kleiner Saal) in Nürnberg

Wer?

Referent: Andreas W. Müller, M. A.

Veranstalter: Gesellschaft für kritische Philosophie & Humanistische Vereinigung

Eintritt: frei

Anmeldung: Zur Anmeldung auf Facebook

Lasse ich das Willkürliche in mein Denken?

Andreas Müller Feuerbringer als Mönch

Auf einmal kommt der Oberatheist mit Gott und Seele an. Klar, dass das manche komisch finden. Darunter einer meiner Philosophielehrer vom Ayn Rand Institute. Er meint, ich ließe „das Willkürliche“ in mein Denken. So etwas hätte einen zerstörerischen Effekt auf die Vernunft. Allerdings sind diese Ideen nicht unbedingt willkürlich, jedenfalls nicht in den rein philosophischen Varianten, wie ich sie erwäge.

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Sollten Priester wirklich heiraten dürfen?

Die Forderung nach einem Ende des Zölibats gehört zu den Standardanliegen progressiver Kreise. Wie die Kirche Homosexualität für widernatürlich hält, so halten ihre progressiven Kritiker das Zölibat für widernatürlich. Die einen wie die anderen haben ein Problem damit, dass eine Gemeinschaft bestimmte Regeln für ihre Mitglieder festlegen kann. Die nicht die Regeln ihrer eigenen sind.

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Vom Neuen Atheismus zum Dialog

Der Neue Atheismus hatte auch eine positive Konsequenz. Vor kurzem schrieb ich darüber, dass er zu einer antitheistischen Traditionslinie gehört, die allerlei Mythen über Religion verbreitet. Das stimmt auch und es ist mir einerseits ein wenig peinlich, dazu beigetragen zu haben. Andererseits hatte der Neue Atheismus kulturell auch einen positiven Effekt: Wir haben das Tabu zerstört, Religion öffentlich kritisieren zu dürfen. Nun befinden sich christliche Apologeten und atheistische Philosophen in einem öffentlichen Austausch auf höchstem Niveau.

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Wir sollten Christen & Konservative nicht diskriminieren

Mehrere Studien haben mich die letzten Monate schockiert. So wurde festgestellt, dass viele atheistische Akademiker in den USA Vorurteile gegenüber christlichen Kolleginnen und Kollegen haben und sie teils diskriminieren. Sie halten die Christen für dumm, dogmatisch und ungeeignet für akademische Posten. Unter hiesigen atheistischen Akademikern habe ich solche Auffassungen auch schon gehört.

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Dafür stehe ich

Wofür steht Feuerbringer? Für die Philosophie. Für die Vernunft. Und konkret vertrete ich aktuell folgende Positionen:

Leitendes Prinzip: Ich bin Philosoph. Das heißt, dass mich das Wahre, Gute und Schöne interessiert und dass ich die Wahrheit auf Grundlage strenger philosophischer Kriterien suche. Es ist mein Anspruch, so objektiv wie möglich zu sein.

Metaphysik: Ich glaube, dass der Wille im libertaristischen Sinne frei ist. Ich bin Agnostiker in Bezug auf die Gottesfrage und das Übernatürliche. Ich glaube, dass es selbst-evidente, durch Reduktio-Argumente bewiesene Wahrheiten wie die metaphysischen Axiome Existenz, Identität und Bewusstsein gibt, sowie A-Priori-Wissen (Wissen, das wir vor aller Erfahrung besitzen).

Epistemologie: Wir sollten versuchen, Erkenntnisse durch Erfahrung und Vernunft zu gewinnen. Ich lehne Dogmen beziehungsweise willkürliche Behauptungen ab.

Ethik: Ich vertrete eine intuitionistisch fundierte Tugendethik. Ich glaube, dass es selbst-evidente ethische Prinzipien gibt, die wir intuitiv erkennen können. Die Tugendethik hilft uns dabei, in der Praxis ethisch zu leben. Ich bin Humanist, das Wohl des Menschen steht für mich an erster Stelle. Nachgeordnet finde ich auch das Tierwohl wichtig.

Politik: Ich bin ein liberaler Kommunitarist (bitte nicht verwechseln mit „Kommunist“, das ist etwas anderes). Ich glaube, dass wir freie, gleichberechtigte Bürger sein sollten, die zusammen in einer Gemeinschaft leben. Ich befürworte die freiheitliche, demokratische, konstitutionelle Demokratie (das ist das politische System Deutschlands und generell das westlich geprägter Nationen). Ich würde den Sozialstaat ausbauen und zugleich liberale Aspekte wie Meinungs- und Forschungsfreiheit stärken. Ich denke, dass wir nicht mit Diktaturen handeln sollten.

Meine intellektuelle Entwicklung

Am bekanntesten bin ich für meinen Beitrag zum Neuen Atheismus. Ich übersetzte Texte der Neuen Atheisten wie Richard Dawkins, Sam Harris und anderen Denkern ins Deutsche und beteiligte mich mit eigenen Artikeln und Vorträgen am kämpferischen Atheismus. Heute halte ich nichts mehr vom Neuen Atheismus und kritisiere seine Vertreter dafür, selbst historische Mythen zu verbreiten.

Aufgrund des Fine-Tuning-Arguments und einiger kosmologischer Gottesbeweise, zu denen mir keine gute atheistische Antwort einfällt, bin ich nun eher ein Agnostiker in der Gottesfrage als ein Atheist. Genauer gesagt bin ich weiterhin Atheist, wenn es um den christlichen, islamischen, jüdischen Gott und andere geoffenbarte Gottheiten geht. Es könnte aber einen „Gott der Philosophen“ geben mit Eigenschaften, die sich durch die Vernunft erkennen lassen.

Ich versuchte lange Zeit, eine tatsachenbegründete säkulare Ethik zu entwickeln, ein Alternative zur religiösen Ethik. Dieser Weg begann mit Richard Carriers Goal-Theory, ging weiter mit dem Utilitarismus von Sam Harris und endete mit Ayn Rands Objektivismus. Aufgrund des Sein-Sollen-Fehlschlusses lassen sich aber keine Normen aus Tatsachen logisch ableiten, also war der ganze Versuch ein Irrweg. Nun vertrete ich eine intuitionistische Ethik, deren Prinzipien selbst-evident sind und daher nicht aus Prämissen geschlossen werden. Natürlich kann man nicht einfach behaupten, dass ein Prinzip selbst-evident ist, es muss eine Reihe von Kriterien erfüllen.

Ich war mein Leben lang ein Naturalist, der glaubt, dass es auf der Welt „mit rechten Dingen zugeht“. Nun bin ich eher ein Agnostiker in dieser Frage, denn Aspekte wie der menschliche Geist, die Frage, wie es Leben in einer materiellen Welt geben kann, die Seele und die Frage, warum wir bestimmte Dinge schön finden, halte ich für ungelöste Mysterien. Ungelöst heißt, dass sie nicht naturalistisch gelöst wurden, sondern gar nicht. Darauf erscheint mir eine agnostische Haltung eine vernünftigere Reaktion zu sein als eine dogmatische naturalistische Setzung.

Die Mythen der Neuen Atheisten

Antitheistische Aktivisten verbreiten ebenso Mythen wie ihre christlichen Gegenspieler. Tatsächlich ergibt das pseudohistorische Mythensammelsurium der Neuen Atheisten ein irrationales Weltbild, das sich kaum von den Großen Erzählungen der Religionen unterscheidet.

Ist Weihnachten eigentlich heidnisch? Nein. Haben Christen die Bibliothek von Alexandria niedergebrannt? Nein. Hat die Kirche die Wissenschaft unterdrückt? Nein, im Gegenteil. Ich habe allerlei pseudohistorischen Mist geglaubt in der Zeit meines neoatheistischen Kreuzzugs vor rund 10 Jahren.

Religionskritische Naturwissenschaftler wie Richard Dawkins, Carl Sagan und Sam Harris, der Philosoph A. C. Grayling sowie der Polemiker Christopher Hitchens, die keine Ahnung von Geschichte haben, verbreiten oder verbreiteten solchen Unsinn. Und ich habe einige der antitheistischen Mythen geglaubt, weil ich die Neuen Atheisten als Autoritäten verstand, als Wissenschaftler und Denker. Als Lehrer, die es besser wissen als ich.

Hier also ein weiterer Eintrag zum Thema „Aufklärung über die Aufklärung“: Die wichtigsten neoatheistischen Mythen und ihre Widerlegung.

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Jetzt lese ich Bibelgeschichten vor

Kiel bei Nacht (Foto: Andreas Müller)
Heilige Geschichten mit Andreas Müller

In der Serie „Heilige Geschichten“ lese ich Texte aus heiligen Schriften vor und kommentiere sie.

Den Anfang macht die alttestamentarische Geschichte über die Opferung von Jiftachs Tochter. Diese ist auch als „Seila“ oder „Iphis“ bekannt. Eine faszinierende Ergänzung zu der Geschichte über Abraham und Isaak.

Kleine Korrektur: Der Name des Engels in der Geschichte über Abraham und Isaak wird im Bibeltext nicht genannt.

Die Geschichte zum Nachlesen: Einheitsübersetzung. Richter Buch 11, Verse 29-40.

Die von mir empfohlene Bibelausgabe: Stephen Prickett, Robert P Carroll: The Bible. Authorized King James Version. Oxford World’s Classic. Oxford University Press, 1998.

Ich habe die Transsubstantiation verstanden

Verwandeln sich Brot und Wein beim Abendmahl wirklich in den Körper beziehungsweise in das Blut von Jesus Christus?

Nun, offensichtlich nicht, werden meine atheistischen Leser sagen. Und ich stimme ihnen zu, dass es mit der „Transsubstantiation“, wie der katholisch-theologische Fachbegriff heißt, nicht weit her ist.

Allerdings habe ich bislang falsch verstanden, was die Verwandlung von Brot und Wein in Körper und Blut von Jesus aus der Sicht der Gläubigen bedeutet. Und möchte man sich eine Meinung darüber bilden, ob man etwas glaubt oder nicht, so muss man erst verstehen, was es ist, was man da glauben soll.

Wie es aussieht, glauben Katholiken und auch sonstige Christen keineswegs, dass sich an der physisch-chemisch-biologischen Beschaffenheit von Brot und Wein bei der Eucharistie irgendetwas ändert. Das heißt, was sie da verzehren, ist aus christlicher Sicht kein menschlicher Körper und kein menschliches Blut in irgendeinem materiellen Sinne.

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Engel und Dämonen sind willkürliche Ideen

Nun habe ich viel Lob gefunden für die Verteidigung der Vernunft durch thomistische Katholiken. Allerdings lässt sich der christliche Glaube nicht überzeugend und teils gar nicht mit der Vernunft begründen, wie auch das „Handbook of Christian Apologetics“ des katholischen Philosophen Peter Kreeft für mich aufzeigt.

Im Gegenteil ist unter anderem seine Verteidigung der realen Existenz von Engeln und Dämonen willkürlich. Während es für die Existenz eines Gottes ein bis zwei Argumente gibt, über die es sich näher nachzudenken lohnt, auch wenn sie mich nicht überzeugen, sieht es für andere Aspekte des Christentums weniger rosig aus. Weiterlesen „Engel und Dämonen sind willkürliche Ideen“

Wenn ein Christ die Vernunft erklären muss

Ich lese gerade das „Handbook of Christian Apologetics“ des thomistisch-katholischen Philosophen Peter Kreeft. Also ein Buch für Katholiken, die ihren Glauben argumentativ verteidigen möchten. Die Argumente für Gottes Existenz und den christlichen Glauben darin überzeugen mich nicht, ich bleibe also weiterhin Atheist. Da ich jedoch auch in einer aristotelischen Tradition stehe, bin ich bei den Ausführungen über die Vernunft und bei der Kritik an modernen und postmodernen Philosophien oft einer Meinung mit Kreeft.

Wenn er etwas „Häresie“ nennt, denke ich mir daher gar nicht so selten: Hm, er hat Recht, dieser Unsinn ist wirklich Häresie. Kreeft glaubt wie Thomas von Aquin, dass der christliche Glaube und die Vernunft vereinbar sein müssen. Er hat eine sehr hohe Meinung von der Vernunft als eine Art von Gottesgeschenk an den Menschen. Hier möchte ich einige besonders schöne Passagen aus dem Buch über die Vernunft und den Unsinn, den unsere Kultur heute stattdessen so treibt, zitieren und kommentieren. Weiterlesen „Wenn ein Christ die Vernunft erklären muss“

Sollte man mit Nazis reden?

Man sollte generell mit den Menschen reden. Vor allem mit denen, die eine andere Weltanschauung haben. Im Dialog lernt man einerseits, seine Argumente zu schärfen und seine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, andererseits lernt man Verständnis für die Überzeugungen anderer.

Ich bin jemand, der schon mit allen möglichen Leuten online und offline geredet hat und auch jemand, der sehr genau weiß, wie es ist, ausgegrenzt zu werden. Wie es ist, wenn sich jemand weigert, mit einem zu reden. Und sogar, wie es ist, wenn fast niemand im eigenen sozialen Umfeld mit einem redet.

Die Einstellung der Kommunikation ist eine extreme Maßnahme. Nicht mit jemandem zu sprechen bedeutet, dass man dieser Person den sozialen Tod wünscht. Es ist eine Maßnahme, die gerechtfertigt und genau bedacht sein muss.

Ich bin mir allerdings mit Michael Blume, Landesbeauftragter gegen Antisemitismus von Baden-Württemberg, einig, dass es bestimmte Leute gibt, mit denen man tatsächlich nicht reden sollte. Weiterlesen „Sollte man mit Nazis reden?“